Briten entsenden im Fischereistreit mit Frankreich Kriegsschiffe

Französische Fischer drohen mit Hafenblockade vor Kanalinsel Jersey

  • Lesedauer: 2 Min.

Saint Helier. Nach dem Brexit eskaliert zwischen Franzosen und Briten der Streit um Fischereirechte: Der britische Regierungschef Boris Johnson entsandte zwei Kriegsschiffen in das Seegebiet vor die Insel Jersey im Ärmelkanal, die dort am Donnerstag eintrafen. London reagierte damit auf eine drohende Blockade des Hafens von Saint Helier durch bis zu 60 französische Fischkutter. Frankreich entsandte seinerseits zwei Patrouillenschiffe der Marine.

Die Insel Jersey liegt rund 30 Kilometer vor der Küste der Normandie, ihre Gewässer gelten als besonders fischreich. Nach britischen Angaben trafen dort die Kanonenschiffe »HMS Severn« und »HMS Tamar« ein, um »die Lage zu überwachen«. Es handele sich um eine »rein präventive Maßnahme«, erklärte das Verteidigungsministerium in London. Premier Johnson hatte die drohende französische Blockade der Kanalinsel zuvor als »völlig ungerechtfertigt« bezeichnet.

Der französische Europaminister Clément Beaune sagte der Nachrichtenagentur AFP, sein Land lasse sich »nicht einschüchtern«. Beaune forderte eine »schnelle und vollständige Anwendung des Abkommens« zum Brexit. Die französische Meeres-Ministerin Annick Girardin hatte zuvor mit »Vergeltungsmaßnahmen« gedroht, sollte London die Fischereirechte einschränken. Nach ihren Angaben könnte der aus Frankreich durch Unterseekabel fließende Strom für die gut 100.000 Inselbewohner von Jersey gekappt werden.

Auslöser für die Spannungen ist der Streit um Fischereilizenzen: Nach Pariser Angaben ist es nur noch rund 40 französischen Schiffen erlaubt, vor Jersey ihre Netze auszuwerfen. Beantragt waren demnach Lizenzen für mehr als 340 Boote. Die autonome Verwaltung von Jersey betont, sie halte sich strikt an die Brexit-Vereinbarungen.

Die Fischereirechte waren einer der Knackpunkte in dem Handelsabkommen zwischen der EU und Großbritannien, das seit dem 1. Mai vollständig in Kraft ist. Die Briten müssen demnach in ihren Gebieten nur solche Fischerboote zulassen, die dort bereits seit 2012 aktiv sind. Die französischen Fischer beklagen, dies sei nicht leicht nachzuweisen. Ab 2026 sollen europäische Fischer dann auf ein Viertel ihrer Fänge in britischen Gewässern verzichten, das entspricht Erlöseinbußen von rund 650 Millionen Euro im Jahr.

Jersey und die anderen Kanalinseln sind nicht Teil des Vereinigten Königreichs, sondern haben eine autonome Verwaltung. Sie gehören aber zum britischen Kronbesitz. In der jüngeren Vergangenheit machten die Inseln vor allem als Steuerparadies Schlagzeilen. AFP/nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -