Verspäteter Jubel
Dortmunds Handballerinnen durften vor einem Jahr trotz Tabellenführung keinen Titel feiern. Jetzt sind sie endlich Meisterinnen
Mit goldenen Pappkronen auf dem Kopf und vielen Kaltgetränken starteten die Handballerinnen von Borussia Dortmund noch auf dem Parkett eine ausgelassene Feier. Nach dem vorzeitigen Gewinn des ersten Meistertitels in der Vereinsgeschichte durch das 39:22 (22:9) bei Union Halle-Neustadt war der Frust aus dem Vorjahr beim BVB endgültig verflogen. »Es ist die pure Freude. Wir haben zwei Jahre auf diesen Titel gewartet - jetzt gehört er uns«, frohlockte Nationaltorhüterin Isabell Roch. »Keiner hat es so verdient wie wir.«
Vorwurf der Diskriminierung
Schon in der Vorsaison stand das Team von Trainer André Fuhr als Spitzenreiter beim Saisonabbruch infolge der Coronakrise dicht vor dem ersehnten Triumph. Doch die Handball-Bundesliga entschied, die Spielzeit nicht zu werten und - anders als bei den Männern - keinen Titel am Grünen Tisch zu vergeben. BVB-Präsident Reinhard Rauball hatte damals von einem »eklatanten Verstoß gegen die Gleichbehandlung« gesprochen und die Entscheidung der Ligaführung als »Anzeichen der Diskriminierung« bezeichnet.
Der Tiefschlag stachelte den Ehrgeiz der Dortmunderinnen in der aktuellen Spielzeit noch einmal zusätzlich an. Ungeschlagen absolvierte die Borussia die bisherigen 27 Bundesligapartien und führt die Tabelle drei Spieltage vor Saisonende mit makellosen 54:0 Punkten uneinholbar vor dem Rivalen SG BBM Bietigheim an.
Mit ausschlaggebend für den Erfolg der Dortmunderinnen sind die gestiegenen finanziellen Zuwendungen aus dem Profifußball. »Das ist nur durch die Unterstützung aus dem Fußball möglich«, schickte Roch einen Dank an die BVB-Kicker, die via Twitter zu den ersten Gratulanten gehört hatten.
»Ich bin stolz auf die Mannschaft«, sagte Trainer Fuhr zu seinen Handballerinnen. »Wir haben zwei Jahre dafür gearbeitet. Es war keine leichte Zeit - mit allem, was dazugehört wie Quarantäne und Belastung. Jetzt können wir den Erfolg genießen, wollen aber auch mit weißer Weste ins Ziel.«
Lange Partyfahrt nach Hause
Für seine Schützlinge waren die letzten drei Saisonspiele im Moment des Erfolges jedoch ganz weit weg. »Wir werden so was von feiern«, verkündete Torfrau Roch mit heiserer Stimme. Und Linksaußen Johanna Stockschläder sagte vor der nächtlichen Heimfahrt im Partybus: »Wir sind alle nur noch happy. Ich hoffe, dass heute jeder Schwierigkeiten hat, in die Haustür reinzukommen.«dpa/nd
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