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Die Corona-Infektionsgefahren lauern nicht auf dem Sportplatz

Fragen & Antworten: Aerosol-Experte Christof Asbach gibt Auskunft

  • Andreas Schirmer
  • Lesedauer: 4 Min.

Christof Asbach, Präsident der Gesellschaft für Aerosolforschung, gibt Antworten, warum das Risiko von Corona-Infektionen im Freien sehr gering ist.

Die Gesellschaft für Aerosolforschung hat bekräftigt, dass im Freien das Risiko von Corona-Infektionen gering ist und in Innenräumen stattfindet. Was heißt das konkret?

Wir haben zwei Ziele verfolgt. Das eine ist, dass diese Erkenntnis in Maßnahmen umgesetzt wird. Das zweite ist eine Aufklärung der Bevölkerung, wo die Gefahren lauern. Durch den offenen Brief haben wir eine größere öffentliche Wahrnehmung festgestellt. Es ist ein gewisser Erfolg für uns, wenn die Menschen keine Angst mehr haben, nach draußen zu gehen, und ihnen klargemacht wurde, wo die Gefahren lauern: im Innenraum.

Nach dem Positionspapier hätte der Vereinssport längst wieder geöffnet werden können oder?

Wir haben einen Grundstein zum Verständnis gelegt, dass draußen sehr wenig passieren kann. Wir reden nicht über Zweikampfsportarten wie Ringen oder Judo, sondern über Mannschaftssportarten. Da sehen wir ein extrem geringes Infektionsrisiko. Das hätte man aus unserer Sicht auch deutlich früher so kommunizieren können. Gefahren lauern in Umkleidekabinen, Toiletten oder bei der Anfahrt im Auto oder Bus. Sie lauern nicht auf dem Sportplatz.

Hätte also nicht weiter Sport im Freien ohne Unterbrechung durch Lockdowns betrieben werden können?

Wenn es um die Virus-Übertragung geht, ist der Aerosolpfad der wichtigste Übertragungsweg. Die Frage ist, wie viele Personen sich in welchem Raumvolumen bewegen. Wenn sich eine limitierte Anzahl von Personen in einer Turnhalle aufhält, sehe ich ein relativ geringes Risiko, weil die Virenkonzentration sich stark verteilt und sich verdünnt. Dennoch ist das Infektionsrisiko größer als draußen. Im Freien gibt es keine Gründe, die dagegen sprechen würden, Sport wieder zu erlauben.

Womöglich Joggen mit Maske?

Um sich zu infizieren, muss man eine Mindestanzahl von Viren einatmen. Wie viele ich einatme, hängt von der Konzentration und der Zeit ab, während der ich eine Konzentration aufnehme. Beim Joggen und Spazierengehen ist die Kontaktzeit mit anderen Personen äußerst gering. Zudem wird die Konzentration von ausgeatmeten Viren sehr schnell verdünnt, gerade bei einem Jogger, der in Bewegung ist. Die Kontaktzeiten sind kurz und die Konzentrationen niedrig. Die Wahrscheinlichkeit, eine Anzahl von Viren einzuatmen, um sich zu infizieren, ist extrem gering. Die Maskenpflicht ist da kontraproduktiv, weil sie suggeriert, dass da Gefahren lauern, und die Menschen eher in die Innenräume getrieben werden.

Aerosolpartikel verbreiten sich mit Luftströmen auch über weitere Distanzen. Kann man sich infizieren, wenn etwa zwei Jogger nebeneinander laufen und keuchen?

Natürlich können die Partikel auch lange in der Luft verweilen. Das gilt für draußen wie drinnen. Der Unterschied ist: Im Innenraum ohne Luftaustausch steigt die Virenkonzentration kontinuierlich an. Im Außenbereich ist das nicht der Fall. Ein Virus macht noch keine Infektion. Dazu braucht man einige hundert bis einige tausend. Hinzu kommt noch, dass man im Außenbereich natürliche UV-Strahlen hat, die dazu führen, dass die Viren sehr schnell inaktiviert werden. Ein gewisses Restrisiko bleibt aber in Fällen, wo sich zwei Personen direkt gegenüberstehen und miteinander sprechen. Da kann es dazu kommen, dass eine Person die Aerosolwolke oder ausgeatmete Tröpfchen des Gegenübers direkt einatmet. Hier sollte folglich ausreichend Abstand gehalten und gegebenenfalls die Mund-Nase-Maske getragen werden.

Wenn zwei Jogger nebeneinander laufen, ist also die Infektionsgefahr fast nicht vorhanden?

Richtig. Denn allein durch die Bewegung habe ich eine starke Verdünnung. Die Wolke strömt nicht direkt in den Atemtrakt des anderen Joggers.

Sind Tennis und Golf ideale Ballsportarten ohne Gefahr oder ist das Anfassen der Bälle eine Gefahr?

Aus aerosolwissenschaftlicher Sicht sehe ich da keine Gefahr. Wir wissen heute, dass die Schmierinfektion, bei der man anfangs angenommen hat, dass sie die dominante wäre, eine untergeordnete Rolle spielt. dpa/nd
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