Erfolgreicher Protest gegen Abschiebung

Zwei muslimische Migranten sollten ausgerechnet zu Ende des Ramadan aus Schottland ausgewiesen werden

  • Lesedauer: 2 Min.

Glasgow. Nach langen Protesten von Anwohner*innen ist die Abschiebung von zwei Menschen in Schottland gestoppt worden. Die Männer muslimischen Glaubens wurden wieder freigelassen, nachdem Hunderte Demonstrant*innen am Donnerstag stundenlang ein Fahrzeug der Migrationsbehörde in der Stadt Glasgow blockiert hatten. Ein Mann hatte sich unter den Wagen gelegt, um ihn an der Abfahrt zu hindern.

Die schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon und ihr Justizminister Humza Yousaf kritisierten die Aktion des britischen Innenministeriums heftig. Das »feindselige Umfeld« der britischen Regierung sei in Schottland nicht willkommen, twitterte Yousaf. Sturgeon schrieb, die Aktion inmitten der Coronakrise und ausgerechnet am Tag des Fastenbrechens inmitten der muslimischen Gemeinschaft durchzuziehen, sei unverantwortlich. Das tiefere Problem liege aber in der gesamten Asylpolitik Großbritanniens. Schottland ist bisher nicht unabhängig von Großbritannien und kann daher keine eigenständige Asylpolitik durchführen.

Spaß und Verantwortung

Olga Hohmann versteht nicht, was Arbeit ist und versucht, es täglich herauszufinden. In ihrem ortlosen Office sitzend, erkundet sie ihre Biografie und amüsiert sich über die eigenen Neurosen. dasnd.de/hohmann

Die schottische Polizei, die nicht an der Abschiebung beteiligt, aber mit zahlreiche Kräften im Einsatz war, ordnete schließlich die Freilassung der beiden Männer an. Damit solle ihre Sicherheit und Gesundheit ebenso wie die der Demonstrant*innen gewährleistet werden. Einer der Männer stammt aus Indien. Er sagte der Nachrichtenagentur PA, er sei von der Unterstützung überwältigt. Die geplanten Abschiebungen hatten wegen des Zeitpunkts Bestürzen und Unverständnis bei der muslimischen Community ausgelöst.

Videoszenen und Bilder der Aktion gingen in den sozialen Medien unter Hashtags wie #Glasgow und #KenmoreStreet viral. Sie zeigten Menschen, die den Weg des Transporters der britischen Beamten blockierten. »Lasst unsere Nachbarn in Ruhe, lass sie gehen«, riefen die Demonstrant*innen und »Polizisten, geht heim!«

Vom Innenministerium in London lag zunächst keine Reaktion vor. Das Büro des zuständigen Staatssekretärs Kevin Foster sagte alle vereinbarten Interviews für den Tag ab, wie PA meldete. ks

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.