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Kein Training - zur Sicherheit
Die Eskalation in Nahost ist auch im Sport zu spüren
»Freies Palästina«. Mit diesem Schriftzug auf ihren Shirts wärmten sich die Fußballer von Fenerbahce Istanbul am vorletzten Spieltag der türkischen Süper Lig vor der Partie gegen Sivasspor auf. Mit dabei: der langjährige deutsche Nationalspieler Mesut Özil. Auch in anderen Ländern wie Schottland, Katar oder Chile zeigten Spieler und Fans palästinensische Symbole. In sozialen Medien solidarisierten sich einige Profis persönlich mit den Palästinensern, beispielsweise der Algerier Riyad Mahrez von Manchester City oder der Franzose Paul Pogba von Manchester United. Besonders beachtet wurde das Statement von Mohamed Salah. Auf Twitter postete der ägyptische Stürmer des FC Liverpool: »Ich rufe alle Staatsoberhäupter der Welt auf, einschließlich des Premierministers des Landes, das in den letzten vier Jahren meine Heimat war, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um sicherzustellen, dass die Gewalt und das Töten von unschuldigen Menschen sofort aufhört. Genug ist genug.«
Abermals ist der Konflikt im Nahen Osten eskaliert. Die radikalislamische Hamas hatte Hunderte Raketen aus dem Gaza-Streifen abgefeuert, Israel eine Militäroffensive gestartet. Mehr als 200 Menschen sollen innerhalb weniger Tage schon getötet worden sein. Der Konflikt wird - wie immer - kontrovers diskutiert, mit prominenten Unterstützern auf beiden Seiten, auch aus dem Fußball.
Mohamed Salah verzichtete in seinem Statement auf Begriffe wie Israel, Palästina oder Gaza. Stattdessen zeigte er ein älteres Foto von sich vor dem Felsendom, einer heiligen Stätte des Islams in Jerusalem. Hamza Choudhury und Wesley Fofana von Leicester City gingen einen Schritt weiter. Nach ihrem Finalsieg im englischen FA-Cup am vergangenen Sonnabend gegen den FC Chelsea schwenkten sie eine palästinensische Fahne. Husam Zomlot, Vertreter der palästinensischen Gebiete in London, schickte ein Dankschreiben an ihren Verein.
Israelische Nationalspieler äußerten sich auch zur Eskalation. Eran Zahavi betonte auf Instagram mehrfach seine Unterstützung für die Armee seines Landes. Bei seinem Verein PSV Eindhoven soll es deshalb zu Streit mit anderen Spielern gekommen sein. Das Thema wurde auch im Spielerrat diskutiert. »Wir sind von dieser Entwicklung nicht überrascht. Nach jeder Eskalation gibt es im Fußball politische Kommentare, manchmal mit heftigen Reaktionen, manchmal nicht«, sagt der israelische Journalist Yossi Medina vom Onlinemedium »Babagol«. »Frédéric Kanouté hat mal während eines Spiels ein T-Shirt für Gaza präsentiert. Viele Menschen in Israel waren dann ein paar Tage gegen Kanouté eingestellt. Aber schon bald war alles vergessen.«
Viele Fußballer, die sich für oder gegen Israel positionieren, erhalten Hassnachrichten im Netz. Gefährlicher ist die Situation auf den Straßen, wo sich jüdische und arabische Israelis Schlägereien liefern. Eine entscheidende Rolle spielen dabei nationalistische Ultras des Vereins Beitar Jerusalem - insbesondere die Gruppierung La Familia, die arabische Spieler und Fans strikt ablehnt. »La Familia soll für Ausschreitungen gegen arabische Israelis mobilisiert haben«, sagt der Journalist Felix Tamsut, der sich für die Deutsche Welle mit dem Fußball in Israel beschäftigt. »Bei diesen Ausschreitungen hat es mindestens einen Lynchversuch gegeben.«
Die Eskalationen im Nahen Osten haben Konsequenzen für die Diaspora. Am vergangenen Wochenende waren bei zahlreichen Demonstrationen in deutschen Städten antisemitische Aussagen und Symbole zu vernehmen. Diese Entwicklung dürfte auch Folgen für den Sport haben. Die jüdisch geprägten Vereine von Makkabi erleben hierzulande inzwischen weniger Anfeindungen von Neonazis. Stattdessen werden sie mit Kommentaren und Bannern von arabischstämmigen Menschen konfrontiert - wie: »Juden raus aus Palästina« oder »Nie wieder Israel«.
»Es ist noch aggressiver und schlimmer geworden, unsere Mitglieder bekommen Angst«, sagt Alon Meyer, Präsident von Makkabi Deutschland. Einige Teams der 39 Ortsvereine haben aus Sicherheitsgründen Trainingseinheiten abgesagt. Meyer: »Wir müssen weiter sensibilisieren, aber das ist ein Schwimmen gegen den Strom.« Makkabi zählt in Deutschland mehr als 5000 Mitglieder. Der Verband hat gerade eine Bildungskampagne gegen Antisemitismus im Sport gestartet, mit Workshops und Onlineseminaren. Es ist gut möglich, dass die Nachfrage danach bald steigen wird.
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