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Naomi Osaka will Pressetermine bei den French Open boykottieren

Naomi Osaka ist ein Tennisstar, die eigentlich was zu sagen hat. Jetzt aber will sie gar nichts reden. Mit 23 Jahren verkörpert die Japanerin eine neue Generation von Spielerinnen und sticht doch gleichzeitig aus dieser heraus, weil sie sich sozial und politisch engagiert. Nach vier Grand-Slam-Titeln und dem Sturm an die Spitze der Weltrangliste weiß sie um ihre Macht. Unvergessen ihre Weigerung im August 2020, nach einem Fall rassistischer Polizeigewalt in den USA ihr Halbfinale in New York anzutreten. Also sagte der Veranstalter alle Partien des Tages ab.

Diesmal kritisiert Osaka Journalisten. Denen, so behauptet sie, gehe es in Pressekonferenzen nur darum, jemanden zu treten, der bereits am Boden liege. Also werde sie in Paris bei den French Open nicht mit ihnen reden. Sie habe viele Medientermine erlebt, die Athleten zusammenbrechen ließen, weil die Fragen Zweifel in ihnen geweckt hätten. Die Beispiele in Osakas Post auf Instagram, sind aber schlecht gewählt: Das erste Video zeigt ein Interview mit der 14-jährigen Venus Williams. Es ist also 26 Jahre alt, zeigt keine Pressekonferenz und ihr Vater sagt darin selbst, dass Venus noch ein Kind sei; schwer vergleichbar also mit einem erwachsenen Profi wie Osaka. Das zweite Video zeigt den Footballer Marshawn Lynch, der sich einen Spaß daraus macht, keine Frage zu beantworten. Er sagte, er sei nur gekommen, um keine Strafe zahlen zu müssen.

Gegen solche Strafen zu protestieren, ist legitim. Wichtiger sogar ist, Aufmerksamkeit auf psychische Probleme von Sportlern zu erhöhen. Ob ein Boykott dafür die richtige Wahl ist, der alle Journalisten als mindestens unsensible, im schlimmsten Fall sogar sadistische Vertreter des Boulevards generalisiert, ist aber fraglich. Schließlich könnte man sie auch als Stellvertreter ihrer vielen Fans ansehen, die all die Shirts, Schuhe, Kopfhörer und Uhren kaufen, mit deren Werbedeals Osaka zur bestbezahlten Sportlerin der Welt aufgestiegen ist.

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