Wichtiger als der Olympiasieg
Fußballerin Simone Laudehr hat alles gewonnen - nur nicht den deutschen Meistertitel. Nun bietet sich ihr die allerletzte Chance
Simone Laudehr dürfte sich ihren kleinen Buddha in diesen Tagen besonders häufig ansehen. Schließlich dient die Statue mit dem Dreizack, die die Ausnahmefußballerin stets in ihrer Tasche mit sich trägt, seit Jahren als ganz persönlicher Glücksbringer - und als Ruhepol. Ihren treuen Begleiter schaue sie sich vor Spielen »immer nochmals kurz an«, verriet die frühere Nationalspielerin, »und in der Regel war ich danach entspannter«.
So wird es Simone Laudehr wohl auch an diesem Sonntag wieder machen, bevor sie zum Ende einer beispiellos erfolgreichen Karriere mit dem FC Bayern München die letzte Lücke in ihrer beeindruckenden Titelsammlung schließen will. Mit ihrem Herzensverein greift die 34-Jährige in einem bis zum letzten Spieltag packenden Fernduell mit dem frisch gekürten Pokalsieger VfL Wolfsburg nach ihrer ersten Meisterschaft. Es wäre der »perfekte Abschluss«, sagte sie.
Weltmeisterin im Jahr 2007, Europameisterin (2009 und 2013) sowie Olympiasiegerin (2016) wurde Laudehr schließlich bereits. Da scheint es kaum vorstellbar, dass ihr ausgerechnet der Titel in der Frauen-Bundesliga bislang verwehrt geblieben ist. »Darauf arbeite ich hin, seit ich 17 Jahre alt bin. Dieser Titel würde sich bei mir knapp nach der Weltmeisterschaft einreihen«, sagte sie zuletzt in einem Interview auf der Vereinsseite der Bayern.
Die Münchnerinnen können am letzten Spieltag (14 Uhr) durch einen Heimsieg gegen Eintracht Frankfurt die vierte Meisterschaft ihrer Vereinsgeschichte unter Dach und Fach bringen und damit die Vorjahresmeisterinnen aus Wolfsburg ablösen. Selbst ein Remis dürfte bei zwei Punkten Vorsprung und einer deutlich besseren Tordifferenz reichen.
»Wir können wir eine grandiose Saison krönen. Ich bin mir sicher, dass wir einen Sieg holen werden«, sagte Bayern-Trainer Jens Scheuer selbstbewusst. Und auch die Konkurrenz aus Wolfsburg, die zeitgleich Werder Bremen empfängt, schätzt die Situation realistisch ein. »Wenn alles normal läuft, wird Bayern München Meister«, meinte Wolfsburgs Sportliche Leiter Ralf Kellermann.
Sollten Laudehr und Co. dennoch patzen, wollen die Wölfinnen zur Stelle sein. Frankfurt könne es »jeder Topmannschaft schwer machen«, sagte Kellermann, dessen Team diese Erfahrung erst kürzlich im Pokalfinale gemacht hatte, als man erst in der Verlängerung gewann. »Die Hoffnung stirbt zuletzt«, betonte deshalb auch Abwehrspielerin Joelle Wedemeyer.
Für Laudehr geht es jedoch darum, sich mit dem lange ersehnten Titel zu verabschieden. »Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht und habe es geschafft, zu einer der besten Spielerinnen zu werden. Dass es jetzt vorbei ist, ist schon traurig«, sagte Laudehr, die als 17-Jährige zum FC Bayern gekommen war, dann für Duisburg und Frankfurt auflief und 2016 nach München zurückkehrte.
Allmählich macht sich allerdings der Körper bemerkbar, zudem müssten die jüngeren Spielerinnen nun mehr Verantwortung übernehmen, meinte Laudehr. Zunächst aber will sie endlich die Meisterschale in den Händen halten. Erst dann tritt Laudehr ihre neue Stelle im Vereinsmuseum der Bayern an - und auch dorthin wird sie die kleine Buddha-Statue sicherlich mitnehmen.SID/nd
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