Am BER kehrt die Betriebsamkeit zurück

Flughafengesellschaft meldet steigende Fluggastzahlen und setzt auf beginnende Normalisierung

  • Tomas Morgenstern, Schönefeld
  • Lesedauer: 3 Min.

In den Zügen der Berliner S- und Regionalbahn zum »Bahnhof Flughafen BER - Terminal 1-2« sind dieser Tage wieder mehr Menschen mit großen Rollkoffern auszumachen. Im Fluggastterminal herrscht tatsächlich so etwas wie Betriebsamkeit. Fast scheint es, als wäre plötzlich ein Ende der bleiernen Zeit am Hauptstadtflughafen »Willy Brandt« in Sicht. Vor einer Woche wurden am BER erstmals seit langer Zeit wieder mehr als 20 000 Fluggäste an einem Tag abgefertigt, hatte sich deren Zahl gegenüber dem Durchschnitt der zurückliegenden Monate verdoppelt. Ein Trend, der sich an den Wochenenden fortsetzt und mit dem Ferienbeginn in der Region ab dem 25. Juni beschleunigen dürfte.

»Damit sind wir zwar von einer Normalität noch immer weit entfernt. Doch sinkende Infektionszahlen, die steigende Anzahl der Covid-19-Impfungen und damit verbundene Reiseerleichterungen führen zu mehr Sicherheit: Mehr Menschen erfüllen sich jetzt ihre Urlaubsträume«, erklärte Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup am Freitagnachmittag nach der Aufsichtsratssitzung der Flughafengesellschaft FBB. »In den Sommermonaten erwarten wir bis zu 50 000 Passagiere täglich.« Dann werde der Flughafen zum ersten Mal unter Last zu erleben sein.

Laut Lütke Daldrup ist die Flughafengesellschaft zuversichtlich, angesichts der anziehenden Buchungszahlen bei den Airlines und des Anstiegs der Fluggastzahlen am BER bis zum Jahresende 2021 etwa zehn Millionen Passagiere abfertigen zu können - immer unter dem Vorbehalt, dass das die Pandemieentwicklung zulässt. Bislang seien es erst 1,5 Millionen Fluggäste gewesen. Im Jahr 2019, vor Corona, wurden am Standort Berlin 36 Millionen Passagiere registriert.

Die allmähliche Wiederbelebung des Luftverkehrs fällt in eine Phase der Umstrukturierung in der Geschäftsführung und im Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft. Am 30. Juni geht Aufsichtsratschef Rainer Bretschneider in den Ruhestand, Ende September verabschiedet sich auch Engelbert Lütke Daldrup, der seit 2017 Geschäftsführer ist.

»Wir sind in einem personellen Umbruch in der Gesellschaft wie noch nie«, betonte Bretschneider. »Wir haben im letzten und in diesem Jahr zwei neue Geschäftsführungsmitglieder und mehrere neue Aufsichtsratsmitglieder gekriegt. Wir werden eine neue Vorsitzende der Geschäftsführung bekommen, und wir haben heute einen neuen Aufsichtsratsvorsitzenden bekommen.« Es sei eine Zäsur, ein »Umbruch in der Führungsstruktur der FBB ohnegleichen«, betonte der 72-Jährige. Den im politischen Raum bisweilen geforderten personellen Neuanfang habe das Unternehmen längst eingeleitet - und zwar aus eigener Kraft.

Am Freitag wurde der bisherige Vorstandschef der Berliner Wasserbetriebe Jörg Simon einstimmig zum neuen Aufsichtsratschef gewählt. Ende Mai war die Kaufmännische Geschäftsführerin Aletta von Massenbach zum 1. Oktober 2021 zur Nachfolgerin des scheidenden Flughafenchefs Lütke Daldrup berufen worden. Ein drittes Mitglied der Geschäftsführung soll mit einem Fachmann auf dem Gebiet Airportoperations, Airlines und Akquise besetzt werden. Der Aufsichtsrat hat eine Stellenausschreibung beschlossen.

Lahme Masche im Wahlkampf. Tomas Morgenstern ist gespannt, wie sich der BER im Alltag so schlägt.

Acht Monate nach Inbetriebnahme plagen den BER offenbar weiter technische Pannen, wie der »Tagesspiegel« berichtet. Demnach hat der Senat in einer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage von FDP-Fraktionschef Sebastian Czaja bestätigt, dass es an der Glasfront des Terminals 1 bisweilen hereinregne. Bei ungünstiger Sonneneinstrahlung löse auch die Brandmeldeanlage gelegentlich Fehlalarme aus.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -