Wertschätzung für die unsichtbaren Helfer

Gewerkschaft IG BAU ruft zum Tag der Gebäudereinigung auf

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 2 Min.

Sie putzen Büros, Schulen und Behörden. Die Gebäudereiniger*innen sind die fleißigen Helfer*innen, die meist unbemerkt alles sauber machen - doch ihr Lohn ist äußerst niedrig, und ihre Arbeitsbedingungen sind schlecht. Seit über 30 Jahren demonstrieren sie am 15. Juni jährlich für ihre Rechte. Auch die hiesige Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) ruft dieses Jahr wieder zu betrieblichen und öffentlichen Aktionen im Rahmen des Tages der Gebäudereinigung auf. Die Gewerkschaften wollen mit dem Tag Arbeitgeber*innen, Kund*innen und Öffentlichkeit deutlich machen, dass die oft »unsichtbaren« Arbeitskräfte in der Reinigungsbranche Wertschätzung für ihre Leistung verdienen.

Der Tag geht auf Arbeitskämpfe in der Branche in den Vereinigten Staaten zurück. Mit betrieblichen und öffentlichen Aktionen wird an Gebäudereiniger*innen erinnert, die nach einem dreiwöchigen Streik für bessere Arbeitsbedingungen am 15. Juni 1990 im kalifornischen Los Angeles demonstrierten. Der Protest wurde von Polizeikräften brutal niedergeknüppelt, es gab zahlreiche Verletzte. Ein Gericht hatte später entschieden, dass die Polizei 3,5 Millionen Dollar an die zuständige Gewerkschaft SEIU zahlen musste. Letztlich war der Streik für die Gewerkschaft ein Erfolg - sie erreichte eine Lohnerhöhung von 25 Prozent sowie die Einführung betrieblicher Krankenversicherungsleistungen.

»Spätestens seit der Gefahr durch Covid-19 fühlen wir uns auch sicher, wo richtig gereinigt wurde und es hygienisch ist. Seit über einem Jahr wissen wir, Sauberkeit rettet Leben«, sagt IG-BAU-Bundesvorstandsmitglied Ulrike Laux. »In dieser Krisenzeit wird der Gebäudereiniger*innen-Beruf endlich wertgeschätzt.« Auch die Reinigungskräfte verdienten nicht nur Applaus, sondern dauerhafte Anerkennung. Rund 700 000 Menschen arbeiten hierzulande in der Gebäudereinigungsbranche - meist zu Löhnen, die nicht vor Armut schützen. Seit Jahresbeginn gilt ein tariflicher Mindestlohn von 11,11 Euro. Zum Vergleich: Die SPD fordert in ihrem Wahlprogramm einen Mindestlohn von 12 Euro, die Linkspartei von 13 Euro. Denn erst ab dieser Schwelle sprechen Ökonom*innen von armutsfesten Löhnen, die sicherstellen, dass man zumindest als Single und Vollzeitbeschäftigt*er unabhängig von staatlichen Leistungen leben kann und im Alter nicht auf die Grundsicherung angewiesen ist.

Doch nicht nur die oft unzureichende Entlohnung ist ein Problem in der Branche. In der Pandemie ist häufig auch der Arbeitsschutz mangelhaft. Eine Umfrage des Peco-Instituts ergab, dass fast die Hälfte der Gebäudereiniger*innen nicht genug geeignete Atemschutzmasken erhielten. Besonders schlecht ist demzufolge die Ausstattung in Kitas und Schulen. Hier gab nur ein Viertel der Befragten an, dass geeignete Schutzmasken in ausreichender Menge zur Verfügung gestellt werden. Auch mangelt es in der Pandemie häufig an geeigneten Desinfektionsmitteln und Arbeitsmaterial.

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