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  • Umfrage unter Flüchtlingen

Keine Schutzmasken, kein Vakzin

Umfrage: Von 2000 Geflüchteten ist nur eine Person geimpft

  • Sebastian Bähr
  • Lesedauer: 3 Min.

Während im globalen Norden die Corona-Impfkampagnen voranschreiten, wartet der Großteil des globalen Südens weiterhin auf die begehrten Vakzine. Eine Gruppe, die generell in der Impfhierarchie weit unten angesiedelt ist, ist indes die der Geflüchteten. Bei einer Umfrage der Kinderhilfsorganisation World Vision zum Weltflüchtlingstag an diesem Sonntag gab nur einer von 2000 Schutzsuchenden an, gegen Covid-19 geimpft worden zu sein.

Die Organisation hat nach eigenen Angaben in acht Ländern die Lage von Familien mit Fluchtgeschichte untersucht. Zum Teil seien dabei Geflüchtete von Impfkampagnen ausgeschlossen worden, so World Vision. Die untersuchten Länder waren Brasilien, Kolumbien, die Demokratischen Republik Kongo, Jordanien, Peru, die Türkei, Uganda und Venezuela, die Befragung fand im April und Mai statt.

Als wesentlichen Grund für die katastrophale Situation sieht World Vision den begrenzten Zugang zu Impfstoffen in ärmeren Ländern an. Nach Angaben der Organisation wurden bisher 1,3 Milliarden Impfdosen produziert, doch 75 Prozent davon seien an reiche Länder gegangen, nur 0,3 Prozent an ärmere Länder. Der Großteil der Geflüchteten, rund 40 Millionen Menschen, lebe aber in Ländern mit niedrigem oder mittlerem Einkommen.

Eine statt elf Milliarden Impfdosen

Laut World Vision wird die Situation durch die schlechten Lebensumstände der Schutzsuchenden weiter verschärft. Viele lebten in beengten Wohnverhältnissen, sie hätten keinen oder kaum Zugang zu medizinischer Versorgung und könnten sich oftmals keine Schutzmasken leisten. »Es ist ein moralischer Skandal, dass gerade die, die am meisten von COVID-19 betroffen sind, weiterhin den geringsten Zugang zu Impfstoffen haben - und viele, die die Macht haben, dies zu ändern, schauen nur zu«, kritisierte Marwin Meier, Gesundheitsexperte von World Vision.

Die G7-Staaten hatten jüngst verkündet, rund eine Milliarde der nicht benötigten Impfdosen bis Ende 2022 an ärmere Länder weiterzugeben. Aus Sicht von World Vision ist dies jedoch nur »ein Tropfen auf dem heißen Stein« - der weltweite Bedarf liege bei etwa elf Milliarden Dosen. Die NGO fordert die Regierungen der Geberländer auf, die Zusage der Impfdosen zügig umzusetzen und einen gleichberechtigten Zugang zu Impfdosen für vertriebene Menschen zu gewährleisten. Dazu sollten Geflüchtete gleichberechtigt mit den Bürgern der Länder in die Impfkampagnen, Präventionsmaßnahmen und Schutzinitiativen einbezogen werden.

Laut der Untersuchung hatten 68 Prozent der befragten Geflüchteten noch nicht einmal von Plänen für Impfungen in ihrem Umfeld gehört. Fast die Hälfte habe gedacht, dass sie nicht anspruchsberechtigt sei oder habe nicht gewusst, dass sie es ist. Vertriebene in allen Ländern gaben zudem an, seit der Pandemie Rassismus, Hass und physische sowie emotionale Angriffe erlebt zu haben. 72 Prozent erklärten, dass ihr Einkommen seit Beginn der Pandemie gesunken sei, 40 Prozent sagten, dass sie ihren Arbeitsplatz verloren hatten. 77 Prozent erklärten, sie könnten ihre Nahrungsmittelbedarf nicht decken.

»Die verletzlichsten Kinder der Welt - die gezwungen wurden, aus ihren Häusern zu fliehen, die mit Menschen zusammengesperrt wurden, die sie missbrauchen, die aus der Schule gerissen, zur Arbeit gezwungen oder in eine frühe Ehe gedrängt wurden, um ihr Überleben zu sichern - brauchen jetzt unsere Hilfe«, betonte Meier.

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