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Arbeitgeber brechen beim Bau Tarifverhandlungen ab

Gewerkschaft fordert bessere Regeln für lange Arbeitswege

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 2 Min.

Es kommt nicht alle Tage vor, dass Arbeitgeberverbände Tarifverhandlungen abbrechen. Meist sind es die Gewerkschaften, die dann gleichzeitig mit Streiks drohen, um ihre Verhandlungspositionen zu stärken. Im Baugewerbe sind die Machtverhältnisse anders. Am Montag brach der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB) die zweite Verhandlungsrunde ab.

Beim Verhandlungspartner, der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU), ist man über diesen Schritt schockiert: »Es herrscht bei uns völliges Unverständnis darüber, dass die Arbeitgeber die für ursprünglich zwei Tage angesetzten Tarifverhandlungen heute am frühen Nachmittag unterbrochen haben«, teilte IG-BAU-Vorstandsmitglied und Führer der Verhandlungskommission, Carsten Burckhardt, am Montagnachmittag mit. Das habe es noch nie gegeben, »dass die Arbeitergeberseite so unvorbereitet in die Gespräche gegangen ist«.

Ende Juni läuft der derzeit gültige Tarifvertrag für die rund 890 000 Beschäftigten in der Bauwirtschaft aus. Die Gewerkschaft war unter anderem mit der Forderung nach 5,3 Prozent mehr Lohn und Gehalt sowie einer Angleichung der Ost- an das Niveau der Westlöhne in die Verhandlungen gegangen. Auch wenn die Arbeitgeber bei den ersten Gesprächen nur drei Prozent mehr bieten wollten, war dies nicht der Anstoß. Die Arbeitgeberseite regte sich über eine dritte Forderung auf: eine Verbesserung der Entschädigung für die oft langen Fahrten zu den Baustellen.

»Leider hat die Gewerkschaft immer wieder von der eigentlichen Diskussion der Entgeltfrage abgelenkt«, erklärte ZDB-Verhandlungsführer Uwe Nostitz. Sein Verband will es bei der alten, vergangenen September durch einen Schlichterspruch zustande gekommen Regelung belassen. Demnach kriegen die Beschäftigten für ihre Wegzeiten eine Pauschale von 0,5 Prozent des Gehalts. »Angesichts der vielen Stunden, die die Beschäftigten im Auto verbringen, ist das viel zu wenig«, sagte Gewerkschafter Burckhardt im Mai der »Süddeutschen«. Laut IG BAU liegen die Baustellen vom Wohnort der Beschäftigten im Schnitt 64 Kilometer entfernt.

Gierige Arbeitgeber - Simon Poelchau über den Abbruch der Tarifgespräche im Baugewebe

Die Arbeitgeber haben die Gewerkschaft trotz des Abbruchs der Gespräche zu einem Verhandlungstermin eingeladen. Die IG BAU will am Mittwoch über ihr weiteres Vorgehen beraten. Das Vertrauen in den ZDB als Verhandlungspartner scheint zerstört. »Sie wollen lediglich die Verhandlungen in die Länge ziehen mit dem Hintergedanken, dass es so lange auch keine Tariferhöhungen gibt«, so Burckhardt.

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