London lässt trotz Corona mehr Fans zu

Große Kritik an Freigabe wegen grassierender Delta-Variante

  • Lesedauer: 2 Min.

London. Trotz großer Sorge vor einer weiteren Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus werden ab dem EM-Halbfinale deutlich mehr Fans in Londons Fußball-Mekka Wembley zugelassen. Die britische Regierung entschied, dass das Stadion für die entscheidenden Spiele mehr als 60 000 Zuschauer empfangen darf. Die maximal zugelassene Auslastung liegt dann bei 75 Prozent, teilte das Sportministerium mit. Damit dürften bis zu 67 500 Plätze belegt werden. Die Halbfinals werden am 6. und 7. Juli in London ausgetragen, das Endspiel am 11. Juli.

Staatssekretär John Whittingdale von den Konservativen verteidigte die Entscheidung. »Wir haben schrittweise getestet, Regeln zu lockern, um zu gewährleisten, dass es sicher abläuft.« Die Fans dürften danach nicht durch Großbritannien reisen. »Die kommen zum Spiel und reisen wieder ab«, so Whittingdale. Nur wer durchgeimpft ist oder einen negativen Coronatest vorlegt, darf ins Stadion.

In den Gruppenspielen waren 22 500 Fans zugelassen worden, für die Achtelfinalspiele am Samstag und Dienstag werden bis zu 45 000 Fans erwartet. Ob dieser Steigerung zeigte sich die Weltgesundheitsorganisation WHO »besorgt«, dass mehrere EM-Gastgeberländer, in denen die Infektionszahlen steigen, ihre Corona-Beschränkungen gelockert hätten.

Auch in Deutschland, Frankreich und Italien stoßen die Pläne der Briten auf Ablehnung. »Unverantwortlich« und das »völlig falsche Signal« seien Spiele vor Fans in England, da dort die Infektionszahlen stark steigen, sagte SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach. Bundeskanzlerin Angela Merkel äußerte sich »skeptisch«, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Italiens Ministerpräsident Mario Draghi pflichteten ihr bei. »Ich bin dafür, dass das Finale nicht in einem Land stattfindet, in dem das Infektionsrisiko sehr hoch ist«, sagte Draghi. Italien absolviert aber am Samstag (21 Uhr) sein Achtelfinale in London.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) schlug München als Ausweichort vor. »Wir würden uns freuen, noch ein Spiel zu nehmen«, sagte er und erhielt Zuspruch von Dagmar Freitag, der Vorsitzenden des Sportausschusses im Bundestag. »Wenn ich sehe, in welchem Ausmaß die Delta-Variante in Großbritannien grassiert, halte ich die Entscheidung, ein Stadion mit 60 000 Zuschauern zu füllen, für unverantwortlich«, sagte Freitag am Mittwoch dem Fernsehsender Phoenix.

Zuletzt war spekuliert worden, die Uefa würde England aufgrund strenger Einreiseregeln die Entscheidungsspiele entziehen. Wenige Tage später sorgt London nun für mitreißende TV-Bilder mit vollen Stadien.Agenturen/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.