Krieger Rumsfeld

Der Folterminister aus Washington ist tot

  • Cyrus Salimi-Asl
  • Lesedauer: 3 Min.

Donald Rumsfeld hat viele Meriten: Dank seiner Politik sind im illegalen Angriffskrieg gegen den Irak (2003) und bei den Bombenanschlägen danach Zehntausende Menschen getötet worden, der Irak wurde nach linguistisch-ethnischen Trennlinien aufgeteilt und ist heute ein gespaltenes Land. Einer seiner größten »Erfolge« ist dabei, den Aufstieg radikaler dschihadistischer Gruppierungen begünstigt zu haben. Der »Islamische Staat« darf sich auch als Kind Rumsfelds fühlen, den Vater kann man sich ja nicht aussuchen.

Sein Leben ist schnell erzählt: Geboren 1932 im Bundesstaat Illinois kam er schon früh mit Krieg und Militär in Berührung. Sein Vater meldete sich freiwillig bei der Kriegsmarine, nachdem Japan Pearl Habor angegriffen hatte. Später verdingte er sich als Pilot und Fluglehrer bei der US-Marine und kam 1957 nach Washington, wo er für einen Kongressabgeordneten arbeitete. Ins Repräsentantenhaus schaffte es Rumsfeld mit nur 30 Jahren in den Reihen der Republikaner. 1969 schied er aus dem Parlament aus. Nach einem Jahr als Botschafter bei der Nato in Brüssel kehrte er nach Washington zurück, wurde unter Präsident Gerald Ford erstmals Verteidigungsminister (1975 bis 1977) und war damit der Jüngste in diesem Amt.

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Als ältester Verteidigungsminister der USA lief Donald Rumsfeld dann ab 2001 zu großer Form auf. Mit Präsident George W. Bush und Vizepräsident Dick Cheney reagierte das Krieger-Trio nach dem Terror-Angriff vom 11. September 2001 wie ein Mann und spektakulärer als in jedem Western: Die Taliban wollen (oder können) Osama Bin Laden nicht herausrücken? Dann gehen wir nach Afghanistan und holen ihn uns! Mit verantwortungsloser Unterstützung der Uno und unter Mithilfe zahlreicher Staaten, darunter auch Deutschland, wurde gegen Afghanistan ein Krieg mit hypermodernen Waffen entfesselt - um einen (!) Verbrecher zu jagen. Zwanzig Jahre später ist das Land am Boden, und die Kriegskoalition erzählt sich in Schönfärberei, dass man mit den Bomben Menschenrechte in Afghanistan habe durchsetzen wollen.

Da war Rumsfeld sicher ehrlicher: Für den Neokonservativen ging es allein um die nationalen Interessen der USA, um Machtpolitik und Stärkung der US-amerikanischen Militärmaschine, die man in solchen Kriegen ausprobieren konnte. So wie 2003, als die US-Regierung Falschinformationen verbreitete über angebliche Massenvernichtungswaffen in Händen des irakischen Präsidenten Saddam Hussein. Der Vorwand war gefunden, um den Irak als Spieler in der Region auszuschalten.

Sein »Glanzstück« lieferte Rumsfeld mit der Anweisung, gefangene »Aufständische« im irakischen Gefängnis Abu Ghraib zu foltern. Für die US-Bewacher war das der Freibrief, sich mit Selfies und Videos ein abstoßendes Denkmal von Menschenverachtung zu setzen. Ohne Skrupel autorisierte er auch im Gefangenenlager Guantánamo auf Kuba »aggressive« Verhörtechniken und griff tief in den Methodenkoffer der Folter, um Häftlingen Informationen abzupressen: Schlafentzug, Entkleiden von Gefangenen, Einschüchterung durch Hunde, simuliertes Ertränken (»Waterboarding«).

»Rumsfeld gab die Befehle, die zur Misshandlung und Folter von Hunderten von Gefangenen in US-Gewahrsam in Afghanistan, Irak und Guantanamo Bay führten. Dies sollte an der Spitze jedes Nachrufs stehen«, sagt treffend der Leiter des Knight First Amendment Institute der Columbia University, Jameel Jaffer, Dabei ist es immer wieder erstaunlich, wie alt Kriegsverbrecher und Menschenrechtsverachter werden können. Rumsfeld schaffte 88 Lebensjahre und starb wie ein Patriarch auf seiner Ranch in New Mexico - inmitten seiner Familie. Passend dazu gehen auch Krieg und Besatzung in Afghanistan in diesen Tagen zu Ende. Just einen Tag nachdem der letzte Bundeswehrsoldat seinen Militärstiefel über die afghanische Grenze setzte, stirbt der Hauptarchitekt dieses Krieges. Worte der Entschuldigung für die vielen Toten sind nicht von Rumsfeld überliefert.

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