Mehr Impfangebot als Nachfrage

Berlins Gesundheitssenatorin verkündet weitere Lockerungen und will Impfzweifler überzeugen

  • Louisa Theresa Braun
  • Lesedauer: 3 Min.

Der Berliner Senat hat weitere Lockerungen der Infektionsschutzmaßnahmen gegen das Coronavirus beschlossen. Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) gab die neuen Regeln, die ab Samstag gelten, am Dienstag bei der Senatspressekonferenz bekannt.

Die FFP2-Maskenpflicht gilt nun nur noch für den öffentliche Verkehrsmittel und für köpernahe Dienstleistungen, ansonsten müssen drinnen wie draußen weiterhin die leichteren sogenannten OP-Masken getragen werden. »Die Kontaktbeschränkungen in geschlossenen Räumen sind aufgehoben, da wir davon ausgehen, dass in eine durchschnittliche Wohnung ohnehin nicht mehr als 50 Personen passen«, sagt Kalayci. Das gilt aber nicht für private Feiern, die mit einer Einladung verbunden sind. In Innenräumen liegt die Obergrenze bei 50 Personen, im Freien generell bei 100 Personen.

Wenn eine private Feier gewerblich organisiert wird, zum Beispiel durch ein Hotel oder eine Eventfirma, gilt die Obergrenze für Großveranstaltungen, die in geschlossenen Räumen von 500 auf 1000 Personen erhöht wurde. Bei maschineller Belüftung oder im Freien sind 2000 Menschen erlaubt. Hier gelten jedoch die bundeseinheitlichen Hygienebestimmungen wie die Testpflicht. Tanzveranstaltungen sind im Freien nun für bis zu 1000 Personen mit negativem Corona-Test erlaubt, drinnen bleiben sie weiterhin verboten. In Museen, Galerien und anderen Freizeiteinrichtungen darf ab Samstag eine Person auf fünf Quadratmeter kommen und die Differenzierung zwischen Räumen mit mehr und weniger als 800 Quadratmeter wird aufgehoben.

»Wir können uns die Lockerungen aufgrund des gesunkenen Infektionsgeschehens erlauben, auch wenn wir nach wie vor das Risiko sehen, dass die Delta-Variante dominant wird«, sagt die Gesundheitssenatorin. Aktuell liege die Inzidenz in Berlin bei 5,3 und sei somit wieder leicht angestiegen. Das entspreche der Entwicklung auf Bundesebene, ein Trend sei hier jedoch noch nicht absehbar. Einreisende aus Virusvarianten- und Hochinzidenzgebieten würden von den Gesundheitsämter kontaktiert und die Testpflicht könne durch die 1430 Teststellen in Berlin gut umgesetzt werden.

Auch die Impfkampagne laufe bislang sehr gut. Aktuell seien 55,9 Prozent der Berliner*innen einmal und 37,3 Prozent bereits zweimal geimpft. Bei den über 60-Jährigen seien es 84,8 und 73,2 Prozent. Die Gefahr sei nun die stagnierende Nachfrage. Wenn das Impftempo so weitergehe wie aktuell, könne im August die notwendige Herdenimmunität von 80 Prozent der Bevölkerung erreicht sein.

Laut Umfragen liege die Impfbereitschaft jedoch nur bei 75 Prozent, daher werde das Impfangebot im August vermutlich die Nachfrage übersteigen. Gerade bei den jungen Erwachsenen sei nun besonders viel Überzeugungsarbeit notwendig. »Es wird einen harten Kern geben, der sich nicht impfen lassen will. Um die anderen zu erreichen, legen wir den Schwerpunkt nun auf Informationskampagnen. Mein Appell an alle ist, jedes Impfangebot anzunehmen und die Skeptiker zu überzeugen«, sagt Senatorin Kalayci.

Da inzwischen nachgewiesen sei, dass die Kombination der Erstimpfung mit Astra-Zeneca und der Zweitimpfung mit einem mRNA-Vakzin einen ebenso guten Impfschutz darstelle wie zwei mRNA-Impfungen, soll ab Mittwoch in den Impfzentren auch wieder Astra-Zeneca angeboten werden. Vor allem die über 60-Jährigen sind dazu aufgerufen, dieses Angebot anzunehmen.

Auch für Menschen ohne Papiere, wie zum Beispiel Obdachlose, soll es weitere Impfaktionen geben. Hier habe es gute Erfahrungen mit den Schwerpunktimpfaktionen der Bezirke gegeben. Zunächst bekomme der Bezirk Mitte weitere 500 Impfosen zur Verfügung gestellt.

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