Schutzpatron?
Wer ist Hubert Aiwanger? Ein Mann, dessen Regierungsteam Wasser predigt, der aber selbst Wein trinkt? Oder ist er der Schutzpatron all derer, die vor dem Zugriff des Staates geschützt werden müssen? Auf jeden Fall hat das öffentliche Bekenntnis des bayerischen Wirtschaftsministers und als Chef der Freien Wähler Juniorpartner in der Staatsregierung, dass er sich nicht gegen Covid-19 impfen lassen wolle, für erheblichen Wirbel gesorgt.
Der 50-jährige Niederbayer, der auch Vizeministerpräsident Bayerns ist, hatte sich mit Blick auf die Impfstrategie der CSU-Regierung dagegen ausgesprochen, auf Nicht-Impfwillige Druck auszuüben. Impfungen als einziger Weg aus der Pandemie - das sei ihm zu alternativlos und absolut, so Aiwanger. Es sei »wirklich falsch, auf die Ungeimpften Druck auszuüben und sie als verantwortungslos zu brandmarken«, gebe es doch einen zweistelligen Prozentsatz in der Bevölkerung, der sich gegen eine Impfung entschieden habe, warum auch immer. Er wehre sich auch gegen die Einflussnahme bestimmter Persönlichkeiten auf die Corona-Politik. Man dürfe sich als Gesellschaft nicht »von den Lauterbachs dieser Republik in die Enge treiben lassen«, sagte er mit Blick auf den SPD-Gesundheitspolitiker. Er sei kein Impfgegner; wer sich impfen lassen wolle, solle es tun.
Die kritische Haltung zu Corona-Maßnahmen nimmt der Chef der Freien Wähler schon länger ein und steht damit im Gegensatz zu Ministerpräsident Markus Söder. Wo dieser in Bayern bei Einschränkungen oftmals noch mal eins drauflegte, forderte Aiwanger längst Lockerungen. In der schwächelnden Impfkampagne in Bayern zieht er die Kritik des Koalitionspartners auf sich. Impfen sei ein Akt der Solidarität, so Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU): »Wenn man bestimmte öffentliche Ämter innehat und sozusagen auch Vorbild ist, sollte man sich bewusst machen, welche Welle man damit auslöst.«
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.