- Wirtschaft und Umwelt
- Tempolimit
Paris drosselt das Tempo
Geschwindigkeitsbegrenzung zur Reduzierung von Unfällen, Lärm und Kohlendioxid
Auf fast allen Straßen von Paris wird ab Ende August die Höchstgeschwindigkeit auf 30 Kilometer pro Stunde gesenkt. Ausgenommen sind nur die Champs-Elysées und einige weitere Avenuen, wo nach wie vor mit 50 Kilometer pro Stunde gefahren werden darf, und die am Stadtrand verlaufende Ringautobahn Périphérique, wo die Höchstgeschwindigkeit erst vor wenigen Jahren von 90 auf 70 gedrosselt wurde.
Mit der Geschwindigkeitsreduzierung wolle man »die Stadt für besonders gefährdete Menschen wie Radfahrer und Fußgänger und dabei besonders Kinder und Alte sicherer machen«, erklärte der für Verkehr zuständige stellvertretende Bürgermeister David Belliard von der Partei der Grünen. Die ist im Stadtrat der wichtigste Bündnispartner der sozialistischen Bürgermeisterin Anne Hidalgo. So hat sie sich vom Beginn ihrer ersten Amtszeit 2015 an die sehr weit gehenden Vorstellungen der Grünen für den Verkehrswandel zu eigen gemacht. Schon wiederholt hatte sie sich öffentlich zur Strategie bekannt, die privaten Autofahrer gezielt aus der Stadt zu »vergraulen« und so die Schadstoff- und Lärmbelastung zu reduzieren. In diesem Zusammenhang sind auch ab 2024 alle Fahrzeuge mit Dieselmotor in der Stadt verboten. Zu dieser Strategie gehörte schon vor Jahren der Rückbau der Schnellstraßen auf den Seinekais zu Flaniermeilen. Immer mehr beliebte Geschäftsstraßen wurden in Fußgängerzonen verwandelt, um die der Autoverkehr einen Bogen machen muss. Alle Einbahnstraßen wurden entgegen der Fahrtrichtung für Fahrräder freigegeben. Außerdem wird nach und nach die Richtung von Einbahnstraßen so verändert, dass sie sich nicht mehr für Durchgangsverkehr eignen.
Berlin. Sieben deutsche Großstädte verlangen eine Änderung der Straßenverkehrsordnung, um in einem Pilotprojekt großflächig Tempo 30 zu testen. Nur auf den wenigen Hauptverkehrsstraßen soll dann noch die übliche Geschwindigkeit von 50 km/h zulässig sein.
An dem in der vergangenen Woche vorgestellten Projekt beteiligen sich Aachen, Augsburg, Freiburg im Breisgau, Hannover, Leipzig, Münster und Ulm. Die Städte hoffen, dass es nach der Bundestagswahl schnell zu einer Gesetzesänderung durch den Bundestag kommt.
Die Initiative wird vom Deutschen Städtetag unterstützt. »Wir wollen den Verkehr in den Städten effizienter, klimaschonender und sicherer machen«, sagte der Verbandspräsident, Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD). Dafür bräuchten die Städte mehr Entscheidungsspielraum als bisher. »Die Kommunen können am besten entscheiden, welche Geschwindigkeiten in welchen Straßen angemessen sind.«
Die sieben Städte betonen, dass sie ohne eine neue gesetzliche Vorgabe nicht entscheiden könnten, die Geschwindigkeitsvorgaben flexibel und ortsbezogen zu ändern. Es handele sich nicht um eine Initiative gegen Autofahrer, sondern um ein Projekt für die Bewohner. Besonders für Fußgänger und Radfahrer würden die Straßen sicherer. Zudem werde der Verkehrslärm reduziert und die Luftbelastung geringer. dpa/nd
Um Transit durch die Stadt möglichst zu unterbinden, wurde die vielbefahrene Ost-West-Achse Rue de Rivoli komplett gesperrt und darf nur noch von Linienbussen und Taxis benutzt werden. In anderen Straßen wurde die Höchstgeschwindigkeit schrittweise auf 30 Kilometer pro Stunde gesenkt, so dass dies heute schon für 60 Prozent der Straßen gilt und künftig noch auf fast die ganze Stadt ausgeweitet wird. Zur Begründung wird eine von der EU-Kommission in Auftrag gegebene Studie angeführt, der zufolge Fußgänger bei einem Zusammenstoß mit einem Auto mit 50 Kilometer pro Stunde nur 50 Prozent Überlebenschancen haben, während es bei 30 Kilometer pro Stunde 90 Prozent sind.
Die Anfang 2020 ausgebrochene Corona-Pandemie war Anlass, auf vielen Straßen eine Autospur durch Betonblöcke abzutrennen und zu einem in beiden Richtungen befahrbaren Radweg zu verwandeln. Inzwischen wurde entschieden, dass das auch nach Corona so bleibt und nur die Betonblöcke durch etwas ästhetischere Lösungen ersetzt werden. Außerdem wird die Zahl der Parkplätze am Straßenrand halbiert und der so gewonnene Platz für Radwege oder die Verbreiterung der Bürgersteige genutzt. Die ohnehin schon hohen Parktarife werden weiter angehoben und für die Kontrolle und Bestrafung von Parkvergehen hat die Stadt zusätzliches Personal eingestellt und in modernste Technik investiert. Außerdem erreichte die Bürgermeisterin die Aufhebung eines Regierungsdekrets von 1967, nach dem für jede neu gebaute Wohnung in Paris auch ein Tiefgaragenplatz geschaffen werden musste. All diese Maßnahmen haben dazu beigetragen, dass heute nur noch jeder dritte Haushalt in Paris ein Auto besitzt, während es im Landesdurchschnitt 85 Prozent sind.
Mit dieser Politik hat sich Bürgermeisterin Anne Hidalgo nicht nur Freunde gemacht, aber bei der Kommunalwahl 2020 wurde sie mit bequemer Mehrheit wiedergewählt. Außerdem kann sie sich darauf berufen, dass der Trend zur Senkung der Höchstgeschwindigkeit im In- und Ausland immer mehr um sich greift. So haben in Frankreich die Großstädte Toulouse, Grenoble und Nantes auch schon flächendeckend 30 Kilometer pro Stunde verfügt und in den Nachbarländern sind es bereits Madrid, Barcelona und Brüssel.
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