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Proteste über Havanna hinaus

Tausende gingen in mehreren Städten gegen die Regierung auf die Straße

  • Lesedauer: 2 Min.

Havanna. Kubas Präsident Miguel Díaz-Canel hat den Ernst der Stimmungslage erkannt. Auch wenn Kuba ein Baseball-Land ist und vielen Fußfallfans dort die Copa América näher sein dürfte als die Europameisterschaft, ist die Unterbrechung der Liveübertragung des Finals zwischen Italien und England eine Sache, die wohlüberlegt sein will, denn Freunde macht man sich damit nicht.

Dass sich der kubanische Staatschef völlig unangekündigt via TV an das Volk wendet, bedarf eines dringlichen Anlasses. Der war am Sonntagnachmittag gegeben. Denn am Vormittag waren Tausende Menschen in verschiedenen Städten Aufrufen im Internet gefolgt und gegen die Regierung auf die Straße gegangen. Sie monierten die langen Stromausfälle und forderten »Freiheit« und politische Veränderungen. Der Protest wurde live per Facebook übertragen und löste in den Netzwerken Aufrufe zu weiteren Demonstrationen aus. In einigen Videos ist zu sehen, wie Schaufensterscheiben zertrümmert und Devisengeschäfte geplündert werden.

Kubas Präsident Díaz-Canel sieht in den Protesten einen von den USA gesteuerten Versuch. »Sie wollen uns ersticken, um der Revolution ein Ende zu setzen«, sagte er in der Fernsehansprache. »Wenn sie sich um das Volk sorgen wollen, sollen sie die Blockade öffnen.« Und er fügte hinzu: »Wir wissen, dass sie es nicht tun, weil sie keinen Mut dazu haben.«

Bei einer Stippvisite in San Antonio de los Baños, einem der Orte des Protests, zeigte Díaz-Canel Verständnis für den Unmut: »Die Menschen sind gekommen, um ihre Unzufriedenheit mit der Lage, in der sie leben, auszudrücken«, räumte er vor Journalisten ein. Er machte die gegen Kuba verhängten US-Sanktionen für die Missstände im Land verantwortlich. Die Beziehungen zu den USA befinden sich seit der Ära Trump auf dem Tiefpunkt. US-Präsident Joe Biden behält diesen Kurs bisher bei. mli Seite 5

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