Teilweise »völliger Unfug« - DGB kritisiert CDU-Steuerkonzept scharf

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. DGB-Chef Reiner Hoffmann hat die Steuerpläne von CDU und CSU im Bundestagswahlkampf scharf kritisiert. »Völliger Unfug ist es, den Soli jetzt auch für Topverdiener abschaffen zu wollen«, sagte Hoffmann der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. »Zehn Milliarden Euro würden dem Staat an Steuereinnahmen fehlen, die dringend für Investitionen benötigt werden.«

CDU und CSU haben in ihrem Wahlprogramm angekündigt: »Wir werden den Solidaritätszuschlag für alle schrittweise abschaffen und gleichzeitig kleine und mittlere Einkommen bei der Einkommensteuer entlasten.« Der Soli war in diesem Jahr für fast alle Bürger weggefallen. Weiter zahlen müssen ihn die zehn Prozent mit den höchsten Einkommen.

Für die Union ist die Soli-Abschaffung Teil eines »Entfesselungspakets«. Einer Vermögensteuer oder höheren Erbschaftssteuern will sie entschieden entgegentreten.

Kanzlerkandidat Armin Laschet (CDU) hatte am Sonntag allerdings gesagt, er sehe im Moment keinen Spielraum für Steuererleichterungen. Für die CSU sind Steuerentlastungen nach Auskunft von Landesgruppenchef Alexander Dobrindt weiter ein Thema. Am Donnerstag ist Laschet bei der Klausur der CSU-Bundestagsabgeordneten in Bayern zu Gast.

Hoffmann sagte: »Die Union bleibt in ihrem Wahlprogramm hinreichend unkonkret.« Doch an zentralen Stellen gebe es falsche Signale. »Der DGB ist für Steuererleichterungen - allerdings für untere und mittlere Einkommen.« Reiche und Superreiche müssten mehr zum Gemeinwesen beitragen. »Wir müssen die normalen Arbeitnehmer entlasten und die Spitzeneinkommen zugleich stärker belasten.«

Der DGB-Chef plädierte für eine Vermögenssteuer und eine Erbschaftssteuer, »die verhindert, dass wir in eine Erbendynastie hineinlaufen«.

Schon vor Corona seien die Investitionsbedarfe enorm gewesen - mit der Pandemie habe sich dies verschärft. »Es ist höchste Zeit für massive private und öffentliche Investitionen - schon allein wegen der Dekarbonisierung, die wir in Deutschland jetzt schaffen müssen.«

Eindringlich forderte Hoffmann die Abschaffung der Schuldenbremse. »Die Schuldenbremse ist eine Investitionsbremse«, sagte er. Nachdem der Bundestag die Schuldenbremse für 2020 und 2021 in der Corona-Krise aufgehoben hatte, hatte Kanzleramtsminister Helge Braun dafür geworben, für einige Jahre Neuverschuldung zu ermöglichen. Laschet hatte dies abgelehnt. Hoffmann sagte: »Herr Laschet hat Kanzleramtsminister Braun hier zwar zurückgepfiffen, aber die Messe ist noch nicht gelesen.« dpa/nd

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.