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Eine der schlimmsten Naturkatastrophen seit Jahrzehnten
Über 100 Tote bei Hochwasser in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Weiterhin werden Menschen vermisst
Die Hamburger Sturmflut 1962 hat 315 Menschen das Leben gekostet. Ganz so viele Tote sind in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen nicht zu beklagen. Aber 103 Menschen verloren ihr Leben, Stand Freitagnachmittag. Und mit weiteren Opfern ist zu rechnen. Noch immer werden viele Menschen vermisst, in Nordrhein-Westfalen wird die Zahl auf 60 geschätzt, und auch die Hochwasserlage hat sich noch nicht vollständig beruhigt. In Erftstadt-Blessem rutschten am Freitagmorgen mehrere Häuser und ein Teil der historischen Burg in eine Kiesgrube. Feuerwehr und Hilfskräfte konnten nicht eingreifen. Es wird mit mehreren Toten gerechnet. Auch die Kommunikation ist, in Teilen des Rheinlandes und der Eifel, wegen Stromausfällen zusammengebrochen. Eingeschlossene und vermisste Personen haben keine Möglichkeit sich bei ihren Angehörigen oder den Behörden zu melden.
Die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz Malu Dreyer sprach davon, dass die Katastrophe noch nicht vorbei sei. Es gebe immer neue Hiobsbotschaften. »Das Leid nimmt zu«, so die SPD-Politikerin. Auch auf einen besonders tragischen Vorfall kam sie dabei zu sprechen. In einer Einrichtung für Menschen mit geistiger Behinderung wurden zwölf Menschen getötet. Als das Hochwasser Sinzig erreichte, war nur eine Nachtwache in der Einrichtung anwesend.
Einen besonderen Dank richtete Dreyer an die zahlreichen Hilfskräfte. Darunter waren auch Kräfte der Bundeswehr und des Technischen Hilfswerks und etliche Freiwillige. Bis Donnerstagabend mussten 320 Menschen mit Hubschraubern gerettet werden, weil auf dem Landweg oder mit Booten keine Hilfe möglich war.
Auch NRW-Ministerpräsident Armin Laschet dankte den Hilfskräften für ihren Einsatz und versprach »schnelle und unbürokratische« Hilfe für Flutopfer. Der CDU-Kanzlerkandidat erklärte, dass man in Zukunft öfter mit solchen Extremwetterereignissen rechnen müsse. Deswegen sei sein Ziel, NRW klimafester zu machen. Änderungsbedarf für die nordrhein-westfälische Klimapolitik sieht er allerdings nicht und bekräftigte eine Aussage vom Donnerstag, dass ein Einzelereignis, wie das Hochwasser, nicht zur Änderung der Politik führen könne.
Einen ganz anderen Ton schlug Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier an. »Nur wenn wir den Kampf gegen den Klimawandel entschieden aufnehmen, werden wir Extremwetterlagen, wie wir sie jetzt erleben, in Grenzen halten können«, erklärte er am Freitagmittag in Berlin. Den Betroffenen des Hochwassers sprach er sein Mitgefühl aus und forderte zur langfristigen Unterstützung auf. Auch wenn die Bilder aus den Katastrophengebieten aus der Öffentlichkeit verschwunden sind, sei noch Hilfe nötig. Dann gelte es, die Unwetteropfer nicht zu enttäuschen.
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Das Hochwasser hat auch Luxemburg, Belgien und die Niederlande getroffen. Nach Angaben der Provinz Lüttich kamen dort 23 Menschen ums Leben. Es gäbe auch immer noch Menschen, die ohne Nahrungsmittel auf ihren Hausdächern festsitzen und auf eine Rettung warten. Im südniederländischen Maastricht wurden am Donnerstagabend Rund 10 000 Menschen dazu aufgerufen ihre Wohnungen zu verlassen, da mit einer massiven Überschwemmung der Maas gerechnet wurde. Freitagmittag konnte dort eine leichte Entwarnung gegeben werden.
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