Verbeamtungen ganz abschaffen!

Rainer Rutz über Forderungen, Lehrer*innen in Berlin wieder zu verbeamten

  • Rainer Rutz
  • Lesedauer: 2 Min.

Es klingt so einfach: Die Hauptstadt leidet seit Jahren unter Lehrkräftemangel - woran könnte das bloß liegen? Klare Sache, das liegt natürlich daran, dass Berlin das einzige Bundesland ist, das seine Lehrerinnen und Lehrer nicht mehr verbeamtet. Also: Einfach die vor fast zwei Jahrzehnten abgeschaffte Verbeamtung wieder einführen, und die Kollegien an den Schulen sind voll wie zu besten Zeiten.

Tatsächlich ist die Sache doch etwas komplexer, als es unter anderem die Landesvorsitzenden von CDU und SPD weismachen wollen. Erinnert sei an Sachsen, das die Verbeamtung erst ebenfalls abgeschafft und dann vor ein paar Jahren wieder eingeführt hatte. Eine Maßnahme, die am Lehrkräftemangel in dem Bundesland wenig geändert hat. Denn es sind in den allermeisten Fällen die oftmals miesen Arbeitsbedingungen, die beruflichen Belastungen mitsamt der Fülle an nichtpädagogischen Nebenbeiaufgaben, die Lehrerinnen und Lehrer das Handtuch werfen lassen. Und genau hier muss auch die Berliner Bildungspolitik ansetzen, statt mit Diskussionen um die vermeintlichen Segnungen des Beamtenstatus den Wählerinnen und Wählern Sand in die Augen zu streuen.

Es braucht keine verbeamteten Lehrkräfte, sondern mehr Studierende auf Lehramt - und darüber hinaus aber auch Neueinstellungen in anderen Bereichen des Systems Schule: IT- und Verwaltungsfachkräfte, Ergotherapeutinnen und -therapeuten, Dolmetscherinnen und Dolmetscher, die für die Elternarbeit stets zur Stelle sein könnten. Angesichts dieser Notwendigkeit wirkt eine Verbeamtung der Lehrkräfte dann auch noch mal einen Zacken widersinniger. Schließlich würde mit der damit einhergehenden Statustrennung in Verbeamtete und Nichtverbeamtete eine Zwei-Klassen-Gesellschaft zementiert.

Letztlich gibt es viele gute Gründe, um den Anachronismus Lehrkräfteverbeamtung nicht nur in Berlin nicht wieder einzuführen, sondern ihn sogar bundesweit abzuschaffen. Aber zugegeben: Auch das klingt sehr einfach.

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