Erst Dürre, dann Frost: Kaffeepreise dürften massiv steigen

Bereits seit Januar ist der Preis für Arabica-Kaffee um 60 Prozent in die Höhe geschnellt

  • Lesedauer: 3 Min.

London. Erst Dürre, dann Frost: Wetterkapriolen haben den weltgrößten Kaffeeproduzenten Brasilien hart getroffen und lassen die Preise der Bohnen drastisch steigen. Der für den späteren Handel vorgesehene Preis für Arabica-Kaffee, einer der wichtigsten Rohstoffexporte des südamerikanischen Landes, lag am Freitag bei knapp 3,50 Euro pro Kilo - und damit auf dem höchsten Stand seit 2014. Verbraucher müssen sich deshalb wohl künftig auf höhere Preise gefasst machen.

Seit Januar ist der Preis für Arabica-Kaffee um 60 Prozent in die Höhe geschnellt. Und auch der Preis für Robusta-Kaffee - der unter anderem für Instant-Granulat genutzt und hauptsächlich in Asien angebaut wird - erlebte im bisherigen Jahresverlauf einen Preisanstieg von fast 40 Prozent.

»Es gibt mehrere Gründe für den astronomischen Preisanstieg bei Kaffee«, sagt Rabobank-Analyst Carlos Mera. Hauptgrund seien die verheerenden Wetterbedingungen in Brasilien, aber auch steigende Transportkosten und politische Unruhen im drittgrößten Produktionsland Kolumbien würden ihren Teil beitragen.

Brasilien litt zu Beginn dieses Jahres unter einer historischen Dürre. In der vergangenen Woche folgte Frost auf wichtigen Plantagen in Minas Gerais - einem südöstlichen Bundesstaat im Landesinneren, aus dem 70 Prozent der Arabica-Bohnen des Landes kommen. »Die Minusgrade haben zu Laubfall geführt und die jüngsten Pflanzen zerstört«, sagt Mera. Diese sind allerdings für künftige Ernten entscheidend.

Arabica ist auch deshalb so stark betroffen, weil die Pflanze einen zweijährigen Zyklus hat, bei dem auf eine ertragsarme Produktion im einen Jahr eine Rekordernte im nächsten Jahr folgt. Gleichzeitig hat die weltweite Kaffeenachfrage nach den Auswirkungen der Corona-Pandemie, während der Café- und Restaurantbetrieb teilweise eingeschränkt war, wieder stark angezogen.

Die Verbraucher merken von all dem zwar derzeit noch nichts, das kann sich aber ändern: Die steigenden Preise würden nur langsam an die Verbraucher weitergegeben, sagt Mera. »Die Röster nutzen den für den späteren Handel vorgesehenen Preis, um sich gegen kurzfristige Steigerungen abzusichern«, sagt der Experte. Daher dauere es normalerweise drei bis neun Monate, bis die Auswirkungen im Einzelhandel zu spüren seien.

Außerdem waren die Kosten für Kaffee in den vergangenen Jahren besonders niedrig, wie Rohstoffökonom Philippe Chalmin erklärt. Er erinnerte daran, dass ein Kilo Arabica im Mai 2011 über fünf Euro kostete.

Gelitten hätten zuletzt nicht die Verbraucher, sondern die Produzenten, sagt Valeria Rodriguez von der Fair-Trade-Vereinigung Max Havelaar. Sie hätten eine sehr lange Preiskrise erlebt. »In den vergangenen vier oder fünf Jahren haben die meisten von ihnen mit Verlust gearbeitet«, sagt sie. Die neuen Ernteschäden verschlechterten die Situation noch zusätzlich. AFP/nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.