• Politik
  • 70 Jahre Genfer Flüchtlingskonvention

»Brüssel muss viel stärker beitragen«

Vorwürfe gegen EU wegen Flüchtlingspolitik zum 70 Jahrestag der Genfer Flüchtlingskonvention

  • Lesedauer: 2 Min.

Frankfurt a.M.. Zum 70. Jahrestag der Verabschiedung der Genfer Flüchtlingskonvention hat Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) der Europäischen Union (EU) eine kurzsichtige Politik vorgeworfen. »Brüssel muss noch viel stärker zur Überwindung der Ursachen von Flucht und Vertreibung beitragen«, forderte er und fügte hinzu: »Sonst werden wir auch in Europa noch stärker mit den dramatischen Konsequenzen der globalen Flüchtlingskrisen konfrontiert sein.«

Müller sagte dem »RedaktionsNetzwerk Deutschland« (Mittwoch), vor allem die ärmsten Länder trügen die Hauptlast der weltweiten Flüchtlingskrise. »85 Prozent der Flüchtlinge kommen nicht zu uns, sondern finden Zuflucht in Entwicklungsländern, wo die Ernährungslage ohnehin oft kritisch ist«, führte der CSU-Politiker aus. Diese Länder bräuchten Unterstützung. »Der Klimawandel verschärft die Flüchtlingslage weiter«, warnte der Minister. Aus heute schon 20 Millionen Klimaflüchtlingen könnten in wenigen Jahren 100 Millionen Menschen werden, die ihre Lebensgrundlage in der Heimat verloren haben. »Die Folgen sind Hunger, Elend, Unruhen«, sagte Müller.

Der Grünen-Europaabgeordnete Erik Marquardt warf der EU vor, massiv gegen die Genfer Flüchtlingskonvention zu verstoßen. »Die EU bezahlt zum Beispiel libysche Milizen dafür, dass Menschen an der Flucht über das Mittelmeer gehindert werden. Da gibt es keine Prüfung, ob Menschen ein Recht auf Schutz haben«, sagte er dem »RedaktionsNetzwerk Deutschland«.

Der CDU-Politiker Thorsten Frei würdigte die Genfer Konvention als »wichtigste internationale Vereinbarung für den Flüchtlingsschutz«. Sie sei aber nicht frei von Mängeln, sagte er der »Passauer Neuen Presse« (Mittwoch). Eines der großen Defizite sei sicher das Fehlen von Regelungen zur internationalen Zusammenarbeit.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, sagte zum Jahrestag der Verabschiedung der Flüchtlingskonvention, es müsse klar sein: »Die Würde und die Rechte von Menschen auf der Flucht sind unverhandelbar.« Doch immer dort, wo sich die Flüchtlingskonvention in der Umsetzung bewähren müsse, gerate sie zunehmend auch selbst unter Druck, sagte Bedford-Strohm dem »RedaktionsNetzwerk Deutschland«.

Das »Abkommen über die Rechtstellung der Flüchtlinge« (Genfer Flüchtlingskonvention) war am 28. Juli 1951 in Genf verabschiedet worden und 1954 in Kraft getreten. Nach den Vertreibungen des Zweiten Weltkrieges und den Verfolgungen der Nationalsozialisten gewährten die Staaten den Flüchtlingen eine Reihe von Rechten, um sie in den Aufnahmeländern zu schützen. epd/nd

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -