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Im Mittelpunkt

Die queere Kugelstoßerin Raven Saunders riskiert mit ihrem Protest auf dem Podium ihre Silbermedaille

Üblicherweise stehen die Kugelstoßerinnen nicht im Mittelpunkt des Interesses - weder bei Olympiazuschauern noch bei den Medien. Bei der US-Athletin Raven Saunders ist das anno 2021 indes anders: Zum einen wegen ihrer schrillen Auftritte im Kugelstoßring mit grün-blauen Haaren, Hulk-Maske, Twerk-Einlage und einem Stoß von 19,79 Metern, der ihr Silber hinter der Chinesin Gong Lijiao (20,58 m) bescherte.

Noch viel mehr aber wegen ihres politischen Statements bei der Siegerehrung: Als die chinesische Hymne verklungen war, kreuzte sie die Arme über dem Kopf zu einem X: Das stelle »die Schnittstelle dar, an der sich alle Menschen treffen, die unterdrückt werden«, sagte sie nach dem Wettkampf. Sie habe sich für nichts zu entschuldigen, so die 25-jährige Schwarze, die ihre Homosexualität offen lebt und die Öffentlichkeit auch an ihrem Kampf gegen die Depression teilhaben lässt.

Weltweit feierten die Medien die Geste, dem Internationalen Olympischen Komitee hat Saunders indes eine knifflige Aufgabe gestellt: Lange waren derlei politische Aktionen von Sportlern im Umfeld der Spiele verboten. Seit Tokio erlaubt das IOC aber Sportler-Äußerungen in den sozialen Netzwerken und auch vor Beginn eines Wettkampfs, wodurch beispielsweise der Kniefall vor Spielen möglich wurde. Nach Beginn eines Wettkampfs und auch bei Siegerehrungen sind derlei Aktionen aber weiterhin verboten.

Bis Dientagabend hatte sich das IOC im Fall Saunders noch nicht positioniert, es gebe auch »keinen zeitlichen Rahmen«, teilte ein IOC-Sprecher gegenüber »nd.DerTag« mit. Saunders wähnt sich eh im Recht: »Sollen sie doch versuchen, mir diese Medaille zu nehmen!« twitterte sie trotzig.

Wie problematisch politische Statements bei Olympia sind, zeigte sich ebenfalls schon am Dienstag. Chinesische Bahnradsportlerinnen trugen bei ihrer Siegerehrung Mao-Plaketten auf der Brust.

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