Schlagabtausch in Brasília

Peter Steiniger über die neuen Ermittlungen gegen Bolsonaro

Der Präsident hat das Thema gesetzt. Seit Wochen bestimmen nicht die wirklichen und enormen Probleme des Landes die Schlagzeilen der brasilianischen Medien, sondern seine absurden Vorwürfe zu einem angeblich auf Fälschung der Ergebnisse angelegten Wahlsystem. Dabei wäre Wahlbetrug wohl die einzige Möglichkeit, wie sich der in der Popularität abgestürzte Bolsonaro im Jahr 2022 eine Wiederwahl sichern könnte. Er beschwert sich über die elektronische Wahl, die sich - anders als die per Stimmzettel - bei etlichen Urnengängen im bevölkerungsreichsten Land Lateinamerikas als sicher erwies und ihn selbst 2018 als Sieger ermittelte.

Sauber war diese Wahl mitnichten: Jedoch fand der Betrug im Vorfeld statt, mit dem Ausschluss des linken Favoriten Lula durch ein Justizkomplott und Bolsonaros vom Kapital gesponserte Fake-News-Kampagne. Auch das Lügengebilde zum Wahlsystem zielt darauf, die Gesellschaft zu polarisieren. Darin liegt Bolsonaros einzige Chance. Wie Vorbild Trump bastelt er an der Legende von einer gestohlenen Wahl. Im Konflikt mit dem Obersten Gericht, das den Zauberlehrling von der äußersten Rechten bremst, spielt er auf Risiko. Ein Schuldspruch wegen der Angriffe auf die Wahl könnte Bolsonaro die Kandidatur kosten. Doch das würde viel Öl ins Feuer gießen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.