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Ran an die Malocherinnen
Linke startet ihre Kampagne für die heiße Phase vor der Wahl in der Hauptstadt
Der Spitzenkandidat lächelt in die Morgensonne. »Was Berlin liebenswert macht, soll erhalten bleiben«, sagt Klaus Lederer zu »nd«. Gerade hat der amtierende Kultursenator, der sich auch für den Posten des Regierenden Bürgermeisters empfiehlt, vor der Volksbühne die »mobile Großfläche« mit seinem Porträt enthüllt. Nach dem Wahlkampf 2017, den die Linke unter dem Slogan »Wem gehört die Stadt?« geführt hat, gibt das neue Motto vier Jahre später nun die Antwort: »Eure Stadt« sei Berlin, dafür bürgt Lederer mit seinem Namen.
Von den Plakaten will die Linke in den kommenden Wochen insgesamt 300 in der Stadt aufstellen lassen. Dazu kommen laut Landesgeschäftsführer Sebastian Koch 25 000 kleinere Plakate zur Abgeordnetenhauswahl, von denen die Hälfte die Gesichter von Kandidat*innen zieren sollen und die anderen für sogenannte Thementafeln vorgesehen sind.
Die gesamte Kampagne trägt den Titel »Damit Berlin dein Zuhause bleibt«. Aber eins ist sicher: Am Freitag sind es nur noch 52 Tage. Dann wird in der Hauptstadt viermal abgestimmt: über den Bundestag, das Berliner Abgeordnetenhaus, die zwölf Bezirksparlamente und über den Volksentscheid Deutsche Wohnen & Co enteignen, mit dem ein Gesetz über die Rückführung der Bestände großer, profitorientierter Wohnungskonzerne in die kommunale Hand möglich werden würde.
Auf die erfolgreiche Unterschriftensammlung, die am 24. Juni zu Ende gegangen ist, bezieht sich auch Koch. Immerhin 32 000 habe die Partei zu den mehr als 350 000 Unterschriften beigetragen, die zusammengekommen sind, erzählt er begeistert. Und das unter coronabedingt zum Teil äußerst widrigen Umständen. Koch findet: »Wir sind super im Training.« Die 7700 Mitglieder seien schon »fuchsig«, dass sie noch nicht in die »heiße Phase des Wahlkampfs« starten durften, meint er. Außerdem sei die Kampagne seiner Partei sehr einprägsam, sodass man nicht befürchten müsse, im angesichts der Vielzahl der Abstimmungen zu erwartenden »Schilderwald« unterzugehen.
Damit bezieht sich Koch sowohl auf die Gestaltung, die in gewohnter Linke-Optik daherkommt, als auch auf die Themen, mit denen man gedenkt, dem derzeitigen Umfragetief von zuletzt 13 Prozent entgegenzusteuern.
Ganz vornean stehe die Verbesserung der Situation von Kindern und Familien: Mehr Kitaplätze und Schulneubauten wolle man schaffen, erklärt die Landesvorsitzende Katina Schubert. Kinder als die wahren »Kiezgrößen« schmücken das entsprechende Plakat. Auch für ausreichend Personal wolle man sorgen, so Schubert - auch wenn angesichts derzeit mindestens 10 000 fehlender Erzieher*innen allein damit ein dickes Brett zu bohren wäre.
Weiter geht es zum Plakat zum Thema Arbeit, das eine »Malocherin« zeigt, die man »vor Ausbeutung schützen« wolle. »In der Corona-Pandemie haben wir gelernt, dass systemrelevante Tätigkeiten andere sein können als die, an die wir bisher dachten«, erklärt die Landesvorsitzende. Deshalb müssten sich auch die Arbeitsbedingungen der Paketbotin mit Maske, die auf dem entsprechenden Plakat zu sehen ist, unbedingt verbessern. Dies betrifft auch die Protagonistin des Plakats »Lebensretterin« - Dana Lützkendorf ist nicht nur Intensivkrankenschwester an der Charité sondern auch Mitglied der Linkspartei. In beiden Rollen kämpft sie um Entlastung der Pflegekräfte in der Hauptstadt, deren dramatische Situation in der Pandemie zunächst in den Vordergrund trat, kurz darauf jedoch wieder im Hintergrund verschwand. Katina Schubert erinnert in dem Zusammenhang an die Tausenden Beschäftigten der Tochterunternehmen der landeseigenen Vivantes-Kliniken, die seit über einem halben Jahr in Tarifauseinandersetzungen stehen. Auch für die Beschäftigten im Öffentlichen Nahverkehr fordert Schubert bessere Arbeitsbedingungen, zumal für eine angestrebte Mobilitätswende mehr Straßenbahnstrecken und ein dichterer Takt unabdingbar seien.
Neben der Krankenschwester sind ebenfalls der Späti-Besitzer, der für die erhaltenswerte »Kiezkultur« steht, und die Klimabewegte, die als »Gradmesserin« auch die soziale Gerechtigkeit anmahnt, Mitglieder der Linkspartei. »Wir können sagen: Auf unseren Plakaten sind keine Schauspieler, sondern Menschen zu sehen, von denen die meisten auch Teil unserer Partei sind und für die Themen stehen, mit denen sie für uns werben«, erklärt Sebastian Koch.
Den letzten Part der Auftaktveranstaltung übernimmt dann Lederer. Über allem stehe nach wie vor die Frage: »In welcher Stadt wollen wir leben?«, so der Spitzenkandidat. Seit Jahren sehe man die massive Verdrängung von Kneipen, Spätis, Bibliotheksstandorten zugunsten von hochpreisigen Restaurants, Ladenketten und Büros mit an. »Aber die Stadt gehört allen, die hier leben, arbeiten, ein Zuhause und Sicherheit suchen« - ein Wort, das man bei der Linken so oft nicht in den Mund nimmt. Und was auch immer genau gemeint ist: »Mit Euch mach ich das«, versichert der Spitzenpolitiker der Linken dann noch auf einem kleineren Plakat.
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