- Politik
- Justiz
Whistleblower außer Dienst: Craig Murray
Seit Monatsbeginn sitzt der frühere britische Diplomat Craig Murray hinter Gittern.
Die britische Justiz hat an ihm ein Exempel statuiert: Seit Monatsbeginn sitzt der frühere Diplomat Craig Murray hinter Gittern. Damit fehlt ein wichtiger Beobachter im derzeit in London laufenden Verfahren um die von den USA geforderte Überstellung von Julian Assange. Der Wikileaks-Gründer sieht sich bereits seit neun Jahren seiner Freiheit beraubt; auf das ecuadorianische Botschaftsasyl folgte die Auslieferungshaft im Hochsicherheitsknast. Für die Enthüllung von US-Kriegsverbrechen zahlt er einen hohen Preis.
Murray wurde nach einem Gesetz ein Strick gedreht, das die Ermöglichung der »Puzzle-Identifizierung« von Opfern unter Strafe stellt. Murray hatte in seinem Blog über den Fall Alex Salmond berichtet. Acht Monate soll er brummen, obwohl sich die Vorwürfe gegen den schottischen Politiker wegen angeblicher sexueller Übergriffe als heiße Luft erwiesen haben. Das ist auch die einzige Parallele zum Streit um Assange. Ansonsten hat das Urteil gegen Murray natürlich nicht das Geringste damit zu tun, dass er in seinen Berichten die Justiz aufs Korn nimmt. Und schon gar nichts mit der Untersuchung in Madrid wegen der illegalen Bespitzelung, der Assange und dessen Umfeld durch den CIA-Dienstleister UC Global ausgesetzt waren.
Es ist nicht das erste Mal, dass der 1958 in West Runton in Norfolk Geborene Schikanen erfährt. Der studierte Historiker trat 1982 in den diplomatischen Dienst ihrer Majestät ein. Endstation seiner Karriere nach Zwischenhalten in Nigeria, Polen und Ghana war der Botschafterposten in Usbekistan. Im Oktober 2004 wurde er dort abgezogen und kalt gestellt, weil er die Verletzung von Menschenrechten unter dem dortigen Despoten öffentlich gemacht hatte. Von dessen Folterern machten auch die USA Gebrauch. Oligarchen, westlichen und östlichen Diensten trat Murray seitdem ganz undiplomatisch auf die Füße.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.