Ein häufiges Ärgernis: falsch geliefert oder verwelkt
Verbraucherzentrale Brandenburg über die Rechte beim Online-Kauf von Garten- und Topfpflanzen
In der Pandemie-Zeit hat das Online-Einkaufen deutlich an Popularität gewonnen. Vermehrt bestellen Hobby-Gärtner auch Garten- oder Balkonpflanzen im Internet. In den letzten Wochen verzeichnete die Verbraucherzentrale Brandenburg zunehmende Beschwerden, weil die gelieferten Pflanzen ganz anders als auf dem Foto aussahen oder den Transport einfach nicht überstanden hatten. Doch welche Rechte haben Verbraucherinnen und Verbraucher beim Online-Kauf von Pflanzen?
Entgegen der Aussage vom Händler: Das Widerrufsrecht kann helfen
Vielfach wollen die Händler die Waren nicht zurücknehmen. Zu Unrecht, denn: «Selbst wenn die Ware nicht fehlerhaft ankommt, haben Verbraucher beim Online-Kauf grundsätzlich das Recht, den Vertrag innerhalb von 14 Tagen zu widerrufen», sagt Katarzyna Trietz, Rechtsexpertin bei der VZB. Das Widerrufsrecht besteht allerdings nicht bei Waren, die schnell verderben können. «Bei Topfpflanzen handelt es sich, anders als bei Schnittblumen, in der Regel nicht um schnell verderbliche Ware», ergänzt die Expertin.
Erhält man eine andere Pflanze als die bestellte oder ist das Gewächs gleich nach dem Transport eingegangen, können Verbraucher sich auf das Gewährleistungsrecht berufen. «Wer eine falsche oder mangelhafte Pflanze erhält, sollte gleich ein Foto machen, beim Anbieter reklamieren und Ersatz fordern», rät die Expertin.
Gerade bei Pflanzen ist aber auch viel Vertrauen gefragt. «Wir raten Verbrauchern, genau auf die Versandmodalitäten zu schauen. Dabei ist besonders wichtig, wie ausgeliefert und wie die Gesundheit der Pflanze während des Transports sichergestellt wird. Vor allem bei Erstbestellungen ist es ratsam, sich den Händler genau anzuschauen. Da die Gartenzentren jetzt wieder offen sind, ist auch das Vor-Ort-Kaufen im Laden eine gute Option: »Vor Ort kann man den wahren Zustand und das Aussehen der gewünschten Pflanze begutachten und spart sich den Ärger des Zurückschickens«, fügt Katarzyna Trietz hinzu.
Beim Nachsendeauftrag ganz genau hinsehen
Die VZB macht aufgrund von Anfragen von Verbrauchern auf ein Problem aufmerksam, das im Zusammenhang mit einem Umzug steht. Dabei geht es um den Nachsendeauftrag, bei dem schlicht und einfach abkassiert wird, warnt die Verbraucerzentrale.
Den Service der Nachsendung können Interessierte in der Regel bequem online beauftragen. »Suchen Nutzer per Suchmaschine einen Anbieter, so landen sie unter anderem bei Drittanbietern. Diese stehen durch Anzeigen sogar häufig an oberster Stelle«, schildert Michèle Scherer, Referentin für Digitales bei der Verbraucherzentrale Brandenburg. »Verbraucher müssen allerdings ganz genau hinsehen. Denn wer die Seiten aufruft, sieht häufig zunächst einmal leuchtendes Gelb und Briefkästen, wie man sie mit der Deutschen Post verbindet«, erklärt Scherer.
Eine Falle. Immer wieder melden sich Betroffene bei der Verbraucherzentrale, die sich hiervon getäuscht fühlen. Sie erhalten zwar den gewünschten Nachsendeauftrag, zahlen allerdings dafür bis zu rund 100 Euro für zwölf Monate. Bei der Deutschen Post kostet zum Beispiel der entsprechende Nachsendeauftrag knapp 27 Euro. Zwar weisen die Anbieter meist darauf hin, dass sie den Auftrag unabhängig von der Deutschen Post und zusätzlich für weitere Postzusteller anbieten. Vielen, die mitten im Umzugsstress stecken, fällt dies aber gar nicht auf, schildern Betroffene. »Wer also nur einen Auftrag für die Weiterleitung der Briefe der Deutschen Post wünscht, zahlt kräftig drauf«, warnt Scherer.
»Wir raten, vor schneller Beauftragung im Internet genau zu prüfen, was die jeweils beworbene Leistung wirklich beinhaltet und ob es nicht sinnvoller ist, die für das Wohngebiet relevanten Zusteller einzeln zu beauftragen«, sagt Scherer. Auch ein Blick ins Impressum verrät, mit welchem Anbieter man gerade einen Vertrag eingeht. VZB/nd
Für individuelle Fragen können Verbraucher die Beratung der Verbraucherzentrale Brandenburg in Anspruch nehmen: telefonische Beratung nach Terminvereinbarung unter (0331) 98 22 99 95 (montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr) oder online unter www. verbraucherzentrale-brandenburg.de/ terminbuchung oder per E-Mailberatung auf www.verbraucherzentrale-brandenburg.de/emailberatung
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