Pegida schreckt junge Zuzügler ab

Studie: Stadt Dresden nimmt Schaden durch rechte Proteste

  • Hendrik Lasch
  • Lesedauer: 3 Min.

Die rechte Protestbewegung Pegida sorgt für einen verringerten Zuzug von jungen Menschen nach Dresden und könnte damit negative Auswirkungen für den Wirtschaftsstandort haben. Zu diesem Schluss kommt eine Analyse, die von der Dresdner Zweigstelle des ifo-Instituts publiziert wurde. Die Autoren haben Zuzüge in die sächsische Landeshauptstadt in den Jahren von 2012 bis 2018 untersucht. Ihre Zahl sank seit dem Aufkommen von Pegida im Jahr 2015 vor allem bei jungen Leuten und Studierenden aus anderen Bundesländern und dem Ausland. »Rechte Proteste«, heißt es in der Überschrift des Aufsatzes, »verschrecken junge Leute!«

Die islamfeindliche Bewegung Pegida entstand im Oktober 2014, brachte zu ihren Hochzeiten, etwa kurz nach dem Terroranschlag auf die Redaktion des französischen Satiremagazins Charlie Hebdo im Januar 2015, bis zu 25 000 Menschen auf die Straße und ist bis heute aktiv. Zu Motiven der Teilnehmer sei viel geforscht worden, sagen die Autoren Enzo Brox und Tommy Krieger. Nur am Rande seien bisher aber mögliche wirtschaftliche Folgen betrachtet worden.

Für die Studie wurden Auswirkungen auf das Wanderungsverhalten geprüft. Konkret untersucht wurden Daten zu Umzügen in Deutschland, die nach Alter und Bevölkerungsgruppen differenziert waren, und Angaben im Studierendenregister. Teil der Analyse war ein Vergleich mit einem »synthetischen« Dresden, das sich bis 2015 entwickelte wie die Stadt selbst, wo es dann aber nicht zu rechten Protesten kam.

Der Analyse zufolge hat sich der Zuzug junger Leute aus dem Umland und anderen Regionen in Sachsen seit 2015 kaum verändert. Auch gebe es keine Anzeichen für massiven Wegzug. Die Zuwanderung aus anderen Bundesländern sei aber »signifikant zurückgegangen«; genannt wird ein Wert von 14 Prozent. Der Gesamteffekt sei »fast vollständig von jungen Erwachsenen getrieben«.

Die wahren Schützer der Verfassung
Seit 20 Jahren arbeitet das Kulturbüro Sachsen für die Stärkung der Zivilgesellschaft im Freistaat

Auch die Zahl ausländischer Studierender habe sich »erheblich verringert«. Generell seien es »insbesondere Studierende, deren Ortspräferenz sich aufgrund von rechten Demonstrationen ändert«. Die Autoren folgern, dass Dresden aufgrund der rechten Proteste eine »nicht geringe Zahl an talentierten Köpfen verloren hat«. Weil viele Studierende danach am Ort einen Job annehmen, sei das »besorgniserregend« für den Wirtschaftsstandort, der etwa in der Halbleiterbranche auf exzellent ausgebildetes Personal angewiesen ist.

»Ihr Ziel ist nicht der Kampf gegen den Staat«
Der Historiker Volker Weiß über die aktuelle »autoritäre Revolte« in Deutschland und ihre Vorgeschichte

Für die Studie wurden keine Befragungen durchgeführt, warum sich Menschen gegen den Umzug nach Dresden entschieden. Verwiesen wird aber auf Imageverluste in einem Stadtmarken-Monitor. In der Kategorie »Guter Ruf« lag Dresden 2015 unter 18- bis 30-Jährigen auf Platz 12, fünf Jahre später nur noch auf Rang 30. Zum Vergleich wird zudem Leipzig herangezogen. Dort suchte der Pegida-Ableger Legida Fuß zu fassen, es gab aber von Anfang an massive Proteste der Zivilgesellschaft. Das verhinderte den »Eindruck, dass völkische Neigungen in der lokalen Bevölkerung sehr weit verbreitet sind«, heißt es im Papier. Der Zuzug junger Leute nach Leipzig ist ungebremst.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -