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Neoliberale Logik zurückdrängen
»Der Markt« hat gezeigt, dass er die Wohnungsfrage nicht lösen kann, meint Philipp Metzger
Warum plädieren Sie so stark für die Enteignung oder Vergesellschaftung von Wohnungsbaukonzernen?
Bei dem allergrößten Teil der Immobilien der Konzerne handelt es sich um ehemaligen sozialen Wohnungsbau. Ich halte es für falsch, dass mit staatlichem Geld Wohnungen gebaut und später an Konzerne verhökert worden sind. Ich plädiere dafür, dass diese Wohnungen wieder vergesellschaftet werden. Denn allein der Wohnungsneubau wird das Problem nicht lösen. In den letzten Jahren ist die Zahl der Sozialwohnungen kontinuierlich gesunken. In Zukunft sollte die Regel gelten, einmal Sozialwohnung - immer Sozialwohnung.
Sie schreiben, dass Sie sich nach Ihrem erst im vergangenen Jahr erschienenen Buch über die »Finanzialisierung der deutschen Ökonomie am Beispiel des Wohnungsmarktes« eigentlich nicht erneut mit dem Thema befassen wollten. Wie kam es zum Sinneswandel?
Das war meine Dissertation, die später auch als Buch veröffentlicht wurde. Kurz, nachdem ich sie abgegeben hatte, kam Martin Birkner vom Mandelbaum Verlag auf mich zu und bat mich, ein populärwissenschaftliches Buch zum Thema zu schreiben. Er meinte, der Inhalt meiner Arbeit sei zwar überzeugend, aber so ein akademischer Text sei eine Hürde für viele Interessierte. Ich war erst einmal nicht begeistert von der Idee, gleich ein neues Buchprojekt anzugehen. Aber schließlich hat mich auch meine Partnerin davon überzeugt. Sie ist in der Berliner Mietenbewegung aktiv.
Im neuen Buch widmen Sie sich in den ersten Kapiteln unter anderem der Geschichte der Immobilienwirtschaft und dem Aufstieg der börsennotierten Wohnkonzerne in Deutschland. Sind dort über die Dissertation hinaus auch zusätzliche Materialien und Ergebnisse eingeflossen?
Am Anfang sollte es tatsächlich nur eine vereinfachte Version meiner Dissertation werden. Aber im Laufe der letzten zwei Jahre, in denen ich an diesem Buch arbeitete, wurde das Kapitel etwas ganz Eigenes. Es ist doch viel passiert in den letzten zwei Jahren und von daher habe ich die Geschichte des deutschen Immobilienmarktes nicht nur neu und einfacher, sondern auch länger erzählt.
Sie widmen sich auch Alternativen zum Status quo aus Sicht der Mieter*innen. Wie bewerten Sie die Berliner Kampagne »Deutsche Wohnen & Co. enteignen«?
Das ist ganz klar die wichtigste linke Initiative der letzten Jahrzehnte. Sollte das Volksbegehren ein Erfolg werden, würde sich auf dem Berliner Immobilienmarkt für Mietende grundlegend etwas verbessern. Zudem könnte es bundesweite Strahlkraft entfalten. Bisher regierte neoliberale Logik nach dem Motto »Der Markt kann es besser als der Staat«. Wenn die auf dem Immobilienmarkt zurückgedrängt wird, könnten sich mehr Leute fragen: Ist es wirklich eine gute Idee, Gesundheit, Bildung und Verkehr zu privatisieren?
Und was ist, wenn das Berliner Volksbegehren am 26. September scheitert?
Auch dann wäre es nicht umsonst gewesen. Wenn beispielsweise 48 Prozent der Teilnehmenden für die Enteignung der Immobilienkonzerne stimmen würden, wäre auch das eine Größe in der Wählerschaft, die man in der Politik nicht einfach ignorieren kann.
Der Sozialwissenschaftler Philipp Möller schreibt im Buch, ein Mietendeckel könne eine »postneoliberale Phase in der Wohnungspolitik« einleiten. Allerdings wurde der Berliner Mietendeckel vom Bundesverfassungsgericht gekippt ...
Aktuell wird ja über einen bundesweiten Mietdeckel diskutiert. Falls es nach der Bundestagswahl zu einer rot-rot-grünen Regierung kommen sollte, wird ein bundesweiter Mietendeckel mit Sicherheit Thema der Koalitionsverhandlungen.
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