- Politik
- Tarifvertrag
Erfolg für kampfbereite Belegschaft
Die Beschäftigten von Teigwaren Riesa haben mit einem fast vierwöchigen Streik mehr Lohn erzwungen
Nicht nur die Krankenhausbewegung in Berlin ist in ihrem Arbeitskampf standfest und solidarisch, auch die Beschäftigten des Nudelherstellers Teigwaren Riesa haben sich nun in einem ersten Schritt durchgesetzt. Nach einem knappen Monat konsequenten Streiks konnten sie einen Tarifabschluss erzwingen, mit dem die Löhne innerhalb der kommenden sieben Monate um einen Euro in der Stunde steigen. Wie die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) am Mittwoch mitteilte, hat der Tarifvertrag eine Laufzeit bis August 2022. Anschließend werde über weitere Lohnerhöhungen neu verhandelt.
Noch Ende Juli beharrte die Unternehmensführung des Nudelproduzenten darauf, frühestens im nächsten Jahr über höhere Löhne verhandeln zu wollen. Sie verwies dabei auf die wirtschaftliche Entwicklung, obwohl die Teigwaren Riesa als Marktführer im Osten gerade während der Corona-Pandemie noch mal mehr Umsatz gemacht hatte als sowieso schon (»nd« berichtete).
»Mit viel Durchhaltewillen und Solidarität hat sich die Belegschaft das Lohnplus erkämpft.« Uwe Ledwig NGG-Landesvorsitzender Ost
»Mit viel Durchhaltewillen und Solidarität hat sich die Belegschaft das Lohnplus erkämpft«, konnte der Landesvorsitzende Ost der Gewerkschaft NGG, Uwe Ledwig, dagegen nun verkünden. Für Geschäftsführer Mike Henning diene der Tarifabschluss lediglich der Befriedung der Situation und der Abwendung weiteren wirtschaftlichen Schadens von dem etwa 150 Mitarbeiter*innen beschäftigenden Unternehmen, wie er am Mittwoch sagte.
Die Teigwaren Riesa sind ein Tochterunternehmen von Alb-Gold in Baden-Württemberg, wo die Beschäftigten für die gleiche Arbeit noch immer weit mehr verdienen als ihre Ost-Kolleg*innen. Dagegen kommen die Riesaer Angestellten auch mit dem neuen Tarifvertrag pro Arbeitsstunde auf gerade mal 1,54 Euro über dem gesetzlichen Mindestlohn. »Doch das sind letztlich 173 Euro mehr im Monat, die wir mit diesem wohl längsten Streik in der Geschichte der NGG hier durchgesetzt haben«, sagt ihr Landesbezirkssekretär Ost, Olaf Klenke. Es habe auch viel Unterstützung gegeben – von Beschäftigten aus Ost und West, betont er weiter. Und: »Die Eigentümerfamilie ging ja so weit, sogar mit der Schließung der Fabrik in Riesa zu drohen. Doch die Beschäftigten dort haben sich nicht einschüchtern lassen und ihre Sache selbstbewusst durchgezogen.«
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.