Wie versteckte Mängel anhand von Protokollen aufgedeckt werden können
tipps zum Wohnungskauf und erfahrungen aus einer weg
Zu fragen ist, wie Immobilien-Interessenten Probleme anhand von Protokollen der Eigentümer-Versammlungen frühzeitig erkennen.
Den Wohnungseigentümergemeinschaften - auch WEGs genannt - eilt häufig ein schrecklicher Ruf voraus. Aus meiner persönlichen Erfahrung zu Unrecht.
Es gibt solche und solche
Ja, sicherlich gibt es Fälle von völlig zerstrittenen WEGs, die kaum mehr einen Beschluss auf den Weg bringen können und somit wichtige Sanierungsmaßnahmen nicht oder nur viel zu spät durchgeführt werden können. Auch gibt es teilweise horrende Hausgeldrückstände, wenn Eigentümerinnen und Hauseigentümer finanziell in Schieflage geraten und sich das Hausgeld nicht mehr leisten können. Und ja, es gibt auch unseriöse Hausverwaltungen, die sich mit dem prall gefüllten Rücklagenkonto der WEG aus dem Staub machen.
Aber es gibt eben auch diejenigen WEGs, bei denen stets mehr als zwei Drittel der Stimmberechtigten zu der Versammlung erscheinen, bei denen Beschlüsse einstimmig gefasst werden, sinnvolle Sanierungsmaßnahmen durchgeführt werden und allen Eigentümerinnen und Eigentümern das Haus am Herzen liegt.
Wichtig für Sie als Kapitalanleger ist natürlich im Vorfeld vor dem Kauf zu prüfen, in welche Art von WEG Sie sich einkaufen. Denn mit Kaufpreiszahlung gehen alle Rechte und Pflichten auf Sie über - Sie treten automatisch genau an die Stelle der Voreigentümerin oder des Voreigentümers.
Wo wichtige Indizien zu finden sind
Wichtige Indizien finden Sie dazu in den Protokollen der letzten WEG-Versammlungen. Diese Protokolle sind für mich neben weiteren Dokumenten Pflicht bei der Ankaufsprüfung einer Eigentumswohnung in einem Mehrfamilienhaus. Der Verkäufer oder Makler wird dies auch wissen und die Protokolle parat haben.
Die ersten Tagesordnungspunkte der WEG-Versammlung sind immer identisch: Begrüßung, Feststellung der Beschlussfähigkeit, Entlastung der Verwaltung, Beschluss der Jahresabrechnung, Beschluss des neuen Wirtschaftsplanes.
Wo es richtig spannend wird
Spannend wird es bei den Beschlüssen zu anstehenden Sanierungsmaßnahmen und vor allem auch unter dem Tagesordnungspunkt »Sonstiges«. Hier tauschen sich Eigentümer mehr oder weniger lautstark und ungezwungen über Dinge aus, die ihnen am Herzen liegen. Das kann das quietschende Gartentor, der morsche Rosenbogen oder das marode Schaukelpferd auf dem gemeinschaftlich genutzten Spielplatz sein.
Dann wissen Sie: Hier ist die Welt noch in Ordnung. Außerdem spricht dies für eine hohe Quote an Eigennutzern in dem Mehrfamilienhaus.
Wird unter dem Punkt »Sonstiges« heftig gestritten oder über viele Mängel am Gebäude berichtet, ist Vorsicht geboten. Hier lesen sie zum Beispiel über Beschwerden bezüglich zugemüllter Kellergänge, Lärmbelästigungen, die von einzelnen Wohnungen ausgehen, Hundekot im Vorgarten oder aus dem Fenster fliegendem oder falsch getrenntem Müll.
Ich lasse mich mittlerweile häufig von der Verwaltung auf der WEG-Versammlung vertreten und nehme nicht persönlich an den Versammlungen teil. Dabei fülle ich eine Vollmacht aus, die ich der Verwaltung zusende. Ich nenne meinen Abstimmungswunsch, so dass die Verwaltung in meinem Namen mein Stimmrecht ausüben darf. Das Protokoll über die Versammlung erhalte ich dann, wie alle anderen Anwesenden, im Nachgang.
Die Autorin, die sich alias auch MRS. PROPERTY nennt, ist Self-made-Vermieterin und Mentorin für Vermögensaufbau.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.