Werbung

Stimmen ohne Relevanz

Viele, die von politischen Entscheidungen abhängig sind, dürfen nicht wählen - zum Beispiel Kinder

  • Claudia Krieg
  • Lesedauer: 2 Min.

»Kinder an die Macht« – wer über junge Menschen und Wahlen schreibt, kommt am Gedanken an den Herbert-Grönemeyer-Song kaum vorbei, in dem es unter anderem heißt: »Gebt den Kindern das Kommando, sie berechnen nicht, was sie tun.« Die wenigsten der unter 18-Jährigen dürften den Sänger zwar überhaupt kennen, aber was der Ruhrpott-Barde vor 35 Jahren auf die Bühne brachte, hat an Aussagekraft keinen Deut verloren.

Oder anders: So erfolgreich der Song einmal war, so wenig hat sich von dem erfüllt, was darin an Wünschen für diejenigen, die in dieser Welt am meisten zu befürchten und auszuhalten haben, enthalten ist. Auch wenn die »Panzer aus Marzipan« noch immer nicht aufgegessen, stattdessen aber Schulessen und Nahverkehr kostenlos sind: Jedes dritte Kind in Berlin ist armutsgefährdet, viele Kinder aus Familien mit Migrationsgeschichte gehen in den mit zu wenigen Lehrern ausgestatteten Schulen unter und erleben frühzeitig gesellschaftlichen Ausschluss und Diskriminierung. Dazu ist die Ausbildungssituation miserabel.

Die Perspektive der Verletzlichsten der Gesellschaft ist mit Blick auf die Folgen von Klimawandel und Ereignissen wie der Pandemie, die in anderen Teilen der Erde längst Realität sind, noch schlechter als ohnehin schon. Daher ist es kein Wunder, dass sie sich für eine Politik interessieren, die immerhin vorgibt, an der Lage etwas ändern zu wollen – ohne dafür andere mit Hass und Hetze zu überziehen. Denn Bösartigkeit lernen Kinder nur von Erwachsenen. Von denen erleben sie viele auch als hilf-, rat- und rechtlos bei der Frage, wie sich ihre Lebens-, Arbeits- oder Lernsituation ändern ließe. Auch sie haben keine Wahl – oder hatten sie vielleicht nie zuvor. Auch die diesjährigen Wahlen decken also vor allem eines auf: einen demokratischen Skandal, unter dem diejenigen am meisten leiden, die am wenigsten dafür können.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.