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Ein Kitaplatz kostet 7700 Euro
Studie zur Finanzierung vorgestellt - Land bezahlt 37 Prozent der Betreuung
Der Elternbeitrag bei der Kita-Finanzierung ist, wenn nicht zu vernachlässigen, so doch verhältnismäßig gering. Knapp 12 Prozent der Kosten für Krippe, Kindergarten oder Schulhort im Land Brandenburg werden derzeit von den Eltern getragen. Das geht aus einer Studie hervor, die am Mittwoch von Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) in Potsdam vorgestellt wurde. Bei den Eltern entstehe häufig ein anderer Eindruck, sagte der an der Studie beteiligte Wissenschaftler Mario Hesse. Doch mit seinen Zuschüssen stehe Brandenburg im Ländervergleich gut da. »Im Freistaat Sachsen müssen die Eltern beispielsweise 20 Prozent der Kosten übernehmen.«
Das mit der Untersuchung beauftragte KOWID-Institut (Kompetenzzentrum öffentliche Wirtschaft, Infrastruktur und Daseinsvorsorge an der Universität Leipzig) kam bei der Auswertung von Fragebögen zu dem Ergebnis, dass das Land im vergangenen Jahr rund 37 Prozent der Kitakosten getragen hat, die örtlichen Träger der Jugendhilfe 25 Prozent, die Standortgemeinden 20 Prozent. Die Träger der freien Einrichtungen trugen mit 2,5 Prozent zum Haushalt bei. »Ein Rest von etwa vier Prozent wird keinem der Genannten zugeordnet.«
Binnen drei Jahren waren die Gesamtkosten für die Kitas von 1,3 Milliarden Euro auf 1,5 Milliarden Euro gestiegen. Das hängt in erster Linie mit gestiegenen Personalkosten im pädagogischen Bereich zusammen, die laut Studie inzwischen über 60 Prozent der Kosten ausmachen. Rund 14 Prozent kostet das übrige Personal für Verwaltung, Küche oder Hausmeistertätigkeiten. Etwa 25 Prozent der Kosten sind Sachkosten, unter anderem für den Unterhalt und die Bewirtschaftung der Gebäude.
Laut Studie, für die das Land knapp 200 000 Euro bezahlt hat, kostet ein Krippenplatz für ein unter dreijähriges Kind in Brandenburg pro Jahr im Schnitt 12 900 Euro, ein Kindergartenplatz für ein älteres Kind 7700 Euro und ein Platz im Schulhort 4300 Euro. Die Unterschiede ergeben sich aus den unterschiedlichen Vorgaben für den Personalschlüssel. In der Krippe sind kleinere Gruppen vorgeschrieben, eine Erzieherin hat dort weniger Kinder zu betreuen.
Laut Fachmann Hesse wurde ermittelt, dass die Erzieher in staatlichen Kitas durchschnittlich mehr verdienen als die in den Kitas freier Trägerschaft. Doch liege dieser Befund keineswegs überall vor. Der ebenfalls mit der Studie befasste Professor Thomas Lenk lobte das Land Brandenburg für dessen hohen Anteil bei der Kita-Finanzierung. Damit liege Brandenburg im Bundesvergleich weit vorn.
Die Ergebnisse fußen auf Fragebögen, die zu 20 Prozent ausgefüllt und zurückgesendet worden waren. Die Institutsvertreter betonten, alles sei auf freiwilliger Basis geschehen und mit einem hohen Aufwand für die jeweilige Kita-Leitung verbunden gewesen. Der Rücklauf von etwa einem Fünftel der Anfragen sei ein »Superwert«. Man verfüge nun über »Daten, mit denen man gut arbeiten kann«.
Warum hat das Ministerium eine Übersicht nicht einfach selbst erarbeitet? Ihr Ressort sei nicht in der Lage gewesen, eine solch aufwendige Arbeit zu stemmen, erklärte Bildungsministerin Britta Ernst (SPD). Ernst dankte dafür, dass sie nun einen »Gesamtüberblick« habe, der in die Abfassung des neuen Kitagesetzes einfließen werde. Dem derzeit noch gültigen Gesetz werde vorgeworfen, es sei unsystematisch, intransparent und nicht nachvollziehbar. Wörtlich sagte Ernst: »Mit den nun vorliegenden Ergebnissen der Studie wissen wir erstmals, wie viel Geld im System Kindertagesbetreuung steckt und wer die Kitas mit wie viel Geld finanziert. Die Studie liefert ein umfassendes Bild über die Situation.«
Ministeriumsmitarbeiter Volker Westphal erläuterte, dass das alte Gesetz »sehr kompliziert« abgefasst sei und viel Streit erzeugt habe, bei dem es nicht nur um die Finanzierung, sondern auch um die Qualität der Betreuung und die Elternbeteiligung gegangen sei. Er versprach für die Zukunft »Rechtsklarheit, Ordnung und klare Strukturen«.
Der Plan, vom kommenden Jahr an auch das vorletzte Kitajahr für Eltern kostenfrei anzubieten, ist unter dem Eindruck der Coronakrise zurückgestellt worden. Die Linksfraktion hat das kritisiert. Doch aufgeschoben soll Ministerin Ernst zufolge nicht aufgehoben sein. Sie versicherte, im letzten Jahr der bis 2024 andauernden Legislaturperiode werde dieses Vorhaben der Regierungskoalition aus SPD, CDU und Grünen umgesetzt.
Die Eltern von Kitakindern tragen »keine Riesenanteile«, fügte sie hinzu und verwies darauf, das die Studie ergeben habe, dass Eltern in den vergangenen Jahren »eher entlastet« worden seien. Wenn die Elternbeiträge für das vorletzte Kitajahr vor der Einschulung entfallen, würde dies das Land etwa 70 Millionen Euro kosten. Diese Summe käme zu den 558 Millionen Euro, die schon jetzt für die Kitas zur Verfügung gestellt werden. Dabei handele es sich »nicht um Peanuts«.
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