Einfach schneller sein als alle anderen

Mit Bonns Neuzugang Parker Jackson-Cartwright kann sich die Basketball-Bundesliga auf eine spektakuläre Saison freuen

Im Basketball hält sich seit Jahrzehnten ein Vorurteil: Nur wer groß ist, hat eine Chance. Dabei gibt es immer wieder Beispiele dafür, wie manche Spieler trotz geringer Körpergröße dennoch dominieren können. Sie müssen nur schneller sein als alle anderen. Auch der deutsche Basketball kommt nun wieder mal in den Genuss eines solchen Athleten: Parker Jackson-Cartwright.

So wie der US-Amerikaner am Donnerstagabend im Trikot der Baskets Bonn über das Parkett von Alba Berlin fegte, muss man sich fragen, wie er zuvor zwei Jahre lang in Europas Basketballniederungen der britischen Liga und der zweiten Spielklasse Frankreichs unentdeckt versauern konnte. Mit 25 Punkten, je sechs Vorlagen und Ballgewinnen sowie fünf Rebounds legte er zum Auftakt der neuen Bundesligasaison ein beeindruckendes Zeugnis seines Könnens ab und führte Bonn zum 88:86-Sieg beim deutschen Meister.

Dabei hatten die Berliner lange geführt, häufig sogar mit mehr als zehn Punkten Vorsprung, doch die Bonner kamen immer wieder heran, und im vierten Viertel erstmals auch vorbei. In der hektischen Schlussphase retten die Gäste dann einen knappen Vorsprung über die Zeit, als Alba vor allem offensiv nichts mehr gelang.

Ein kongeniales Duo

Zu keinem Zeitpunkt im Spiel bekamen aber selbst die schnellsten Berliner um Nationalspieler Maodo Lô den gerade mal 1,80 Meter großen Jackson-Cartwright zu fassen. Das wird auch anderen Gegnern in der BBL kaum gelingen, und darauf baut Bonns ebenfalls neu verpflichteter Trainer Tuomas Iisalo. » Parker ist unser Motor. Niemand, den ich je trainiert habe, schafft es besser, in die gegnerische Verteidigungszone einzudringen. Von dort kann er selbst punkten oder zu unseren Distanzschützen passen. Das ist ein sehr wichtiger Teil unseres Spiels«, beschrieb der Finne den künftigen Stil seines Teams, den es monatelang in der intensiven Saisonvorbereitung einstudiert hat. »Das liegt mir. Ich wusste, hier in Bonn mit der Spielweise dieses Trainers werde ich die Räume bekommen, um meine Stärken auszuspielen«, freute sich Jackson-Cartwright über den gelungenen Einstand. »Das war ein tolles Comeback meines Teams.«

Schon nach dem ersten Saisonspiel wird klar, dass die Bonner mit ihrem Spielmacher und dem neuen Trainer zwei kongeniale Partner gefunden haben, die gegenseitig voneinander schwärmen. »Der Coach setzt volles Vertrauen in mich, um Chancen für mich und meine Kollegen herauszuspielen. Und er selbst ist immer mit voller Energie dabei. Er lebt 100-prozentige Konzentration im Training und bei Spielen vor. Jeden Tag«, lobte der 26-jährige Amerikaner seinen neuen Mentor. »Er ist ehrlich und verlangt viel von uns, aber so hat er uns perfekt vorbereitet. Das beeindruckt, und wir Spieler würden mittlerweile für ihn durch Wände rennen.«

Auch Leon Kratzer erinnerte sich seltsamerweise mit Freude an die Leiden der vergangenen Monate unter Iisalo.»So hart wie wir trainiert haben, mussten wir einfach daran glauben, dass wir hier gewinnen können. Selbst als wir nach dem ersten Viertel so weit zurückgelegen haben«, sagte das 24-jährige Talent auf der Center-Position. »Die Vorbereitung war lang und anstrengend, dennoch hat sie sehr viel Spaß gemacht. Und jetzt merkt man, dass viel von dem funktioniert, was wir uns so hart erarbeitet haben. Alles hatte seinen Sinn und Zweck, und es macht mich stolz, dass wir uns belohnen konnten.«

Berliner Verletztenmisere

Dabei hatten es die Bonner leichter als in den Jahren zuvor gegen die Berliner. Schließlich fehlten Alba drei große Spieler verletzt für die Verteidigung unter dem Korb. Der vierte, Ben Lammers, war erst diese Woche wieder ins Training eingestiegen. »Es ist schwer für uns zur Zeit. Wir müssen unsere großen Jungs schnell zurückbekommen«, sagte Albas neuer Cheftrainer Israel González. »Wir haben mit guter Intensität und Schnelligkeit begonnen, aber mit der Zeit immer weiter nachgelassen. Das ist uns auch in den Testspielen schon passiert. Daran müssen arbeiten.«

Ob die fehlenden Spieler Parker Jackson-Cartwright hätten stoppen können, ist aber fraglich. »Der Junge ist so unglaublich schnell, auch von uns kann ihn im Training keiner halten«, berichtete Leon Kratzer vom Alltag im heimischen Bonner Dome. Es habe nicht lange gedauert, bis das Team dem Neuankömmling schon den passenden Spitznamen verpasst hatte: Speedy Gonzalez.

Jackson-Cartwright selbst wollte das Lob nicht für sich behalten, schließlich habe er an diesem Abend nicht mal ein Drittel aller Bonner Punkte erzielt. »Das Spiel hat allen gezeigt, dass wir gemeinsam kämpfen und nie aufgeben. Unsere Teamchemie stimmt einfach. So werden wir in dieser Liga noch viele Leute überraschen.«

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