Ein Mann will nach ganz oben

DEB-Chef Franz Reindl kandidiert als Präsident der Internationalen Eishockey-Föderation IIHF

An diesem Samstag steht auch im Sport eine bedeutsame Wahl an: Die Internationale Eishockey-Föderation IIHF wählt auf ihrem Halbjahreskongress in St. Petersburg einen neuen Präsidenten, nachdem der Schweizer René Fasel nach 27 (!) Jahren von der Verbandsspitze abtritt.

Um die Nachfolge des 71-jährigen IOC-Mitglieds und Daueramtsinhabers bewerben sich gleich fünf bisherige Mitglieder der IIHF-Exekutive: Peter Briza, ehemaliger tschechischer Nationaltorwart und siebenmal Weltmeister. Henrik Bach Nielsen aus Dänemark, 2018 Cheforganisator bei der viel gelobten Männer-WM in seinem Heimatland. Luc Tardif, Kanadier mit französischem Pass, bisher Boss des französischen Nationalverbandes und angeblich Favorit der Nordamerikaner, was aber keine große Rolle spielt, weil die Wahl nach dem Prinzip »Eine Nation, eine Stimme« abgehalten wird. Sergej Gontscharow aus Belarus, der 1983 in Karl-Marx-Stadt geboren wurde und später in Freiburg Sportmanagement studierte, ehe er die 2022er Olympiabewerbung der ukrainischen Stadt Lviv bis zu ihrem Rückzug anführte. Und zu guter Letzt: Franz Reindl, 66 Jahre alt, Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB).

Die Bewerbung des Garmisch Partenkircheners gilt als durchaus aussichtsreich. »Ich habe ein sehr gutes Gefühl nach den Gesprächen«, sagte Reindl jüngst gegenüber dem Sportinformationsdienst über seine Siegesaussichten bei der Abstimmung in St. Petersburg. »Aber Gefühl wählt nicht.« Der 66-Jährige, der seit 2014 den DEB anführt, ist im Welteishockey zumindest bestens vernetzt, nicht zuletzt war ihm auch der scheidende IIHF-Grande Fasel stets wohlgesonnen. Beides trifft allerdings - in Abstufungen - auch auf die Gegenkandidaten zu.

Reindl kann auf eine bewegte Karriere in seinem Sport zurückblicken. Als Nationalspieler gewann er 1976 bei den Olympischen Spielen von Innsbruck die Bronzemedaille mit der DEB-Auswahl, ehe er als Funktionär in verschiedensten Ämtern wirkte: als Co- und Interimstrainer bei der deutschen Nationalmannschaft wie auch als Sportdirektor im DEB, bei dem er zwischenzeitlich allerdings auch in Ungnade gefallen war. Doch vor allem der Einzug der Männernationalmannschaft ins olympische Eishockeyfinale von Pyeongchang 2018 hat dies längst verblassen lassen.

Dass das Aushängeschild des deutschen Eishockeys derart erfolgreich werden konnte, schreibt sich Reindl auf seine Fahne für die Bewerbung um das Weltverbandspräsidentenamt. »Was mir zugute kommt, ist die Entwicklung des deutschen Eishockeys. Der phänomenale Aufstieg wird registriert«, behauptete Reindl gegenüber Reportern.

Er kandidiert auch für das Amt des Vizepräsidenten und erneut für das Exekutivkomitee. Sein Amt beim deutschen Verband wird er voraussichtlich nicht länger bekleiden. Als Reindls Interims-Nachfolger bis 2022 wird der Berliner Anwalt Marcus Haase gehandelt, der den Verband seit Langem berät.

Reindl selbst stand zuletzt in Deutschland in der Kritik. Der »Spiegel« berichtete im Sommer von drei Landesverbänden, die dem ehrenamtlichen DEB-Präsidenten Interessenskonflikte vorwarfen, weil er als gutbezahlter Geschäftsführer der »DEB Eishockey-Sportgesellschaft mbH« eine Firma anführte, die vom Werbepartner Infront mitbetrieben wurde. Reindl hat die Vorwürfe zurückgewiesen. Er habe stets transparent gehandelt.

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