Keine Frauen mehr an der Universität von Kabul zugelassen

Taliban beschneiden die Bildungsangebote für Frauen immer stärker

  • Lesedauer: 2 Min.

Kabul. Frauenverbot an der Universität von Kabul: Der neu Taliban-Rektor schließt bis auf weiteres sowohl Studentinnen als auch weibliche Lehrkräfte von der angesehensten Bildungseinrichtung Afghanistans aus, wie die »New York Times« am Dienstag berichtete. Auf Twitter kündigte der neue Universitätsrektor Mohammed Aschraf Ghairat an, dass Frauen nicht zum Studieren oder zum Arbeiten kommen könnten, »solange nicht ein echtes islamisches Umfeld für alle gegeben« sei. Schon unter dem letzten Taliban-Regime in den 1990er Jahren waren Frauen und Mädchen von aller Bildung ausgeschlossen gewesen.

In der vergangenen Woche war der bisherige Leiter der Kabuler Universität, der Pharmakologie-Professor Mohammed Osman Baburi, zugunsten Ghairats abgesetzt worden, der lediglich einen Bachelor-Abschluss besitzt. Ghairat hat auf Twitter bereits offen zur Ermordung von Journalisten aufgerufen, weil diese alle »Spione« seien.

Anders als in den 1990er Jahren dürfen im Moment Mädchen zwar weiterhin die Schule bis zum Ende der 6. Klasse besuchen. Von weiterführenden Schulen sind Frauen und Mädchen allerdings nun ausgeschlossen. Lediglich der Unterricht von Jungen der Klassen 7 bis 12 wurde wieder aufgenommen. Der Taliban-Sprecher führte zur Begründung aus, Mädchen benötigten ein »sicheres Lernumfeld«.

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Afghanistan ist aktuell das einzige Land der Welt, dass Mädchen den Besuch einer höheren Schule nicht erlaubt. Ohne diese Genehmigung wären Mädchen später automatisch von einem Studium an einer Universität ausgeschlossen. In mehreren afghanischen Städten gab es bereits Proteste gegen den Ausschluss von Frauen und Mädchen von Bildung und Arbeit.

Die Taliban hatten Mitte August die Macht in ganz Afghanistan übernommen. Die radikalislamische Gruppe hatte zunächst angekündigt, die Rechte von Frauen und Mädchen zu achten, so lange dies in Einklang mit der Scharia, dem islamischen Gesetz, stehe. Das Gesetz kann aber sehr unterschiedlich ausgelegt werden. epd/nd

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