GroKo 4.0

Jana Frielinghaus über fehlende Haltelinien bei den Sondierungen

In den anstehenden Gesprächen über eine Ampelkoalition ist schon jetzt klar, dass von den sozialpolitischen Wahlkampfversprechen von SPD und Grünen wenig bleiben wird. Denn ihr Wunschpartner hieß schon vor der Bundestagswahl FDP. Und die will bekanntlich die Unternehmer von allen »Fesseln« befreien, also Steuern senken und gemeinwohlorientierte Vorschriften abschaffen. Die Folge: weiter schrumpfende Einnahmen der öffentlichen Hand. Die Liberalen haben bereits 2017 gezeigt, dass sie nur dann als Koalitionspartnerin zur Verfügung stehen, wenn sie die politische Agenda maßgeblich prägen können.

Das wissen und wussten Sozialdemokraten wie Grüne, und trotzdem haben sie viele Wochen vor der Wahl klargemacht, dass die Linke, die den Sozialstaat ausbauen und den öffentlichen Investitionsstau beseitigen will, für sie keine Partnerin ist. Nicht regierungsfähig, lautete das Urteil, obwohl es die FDP ist, die den Staat systematisch seiner Handlungsfähigkeit berauben will.

Damit haben SPD und Grüne frühzeitig deutlich gemacht, dass die wunderbaren sozialstaatlichen Aussagen ihrer Wahlprogramme und über eine sozialverträgliche Klimawende nicht ernst gemeint sind. Am Mittwoch teilte nun ausgerechnet der als Parteilinker geltende SPD-Chef Norbert Walter-Borjans mit, seine Partei solle und werde nicht um die von ihr geplante Abmilderung der sogenannten Schuldenbremse kämpfen. Und Juso-Chefin Jessica Rosenthal gab Kanzlerkandidat Scholz demonstrativ Rückendeckung für Sondierungen ohne inhaltliche Bedingungen. Mit einem derart defensiven Ansatz wird die Umsetzung dringendst nötiger staatlicher Investitionen in marode Infrastruktur und Verkehrswende in weite Ferne gerückt. Zu erwarten ist so eine Fortsetzung der Politik der Großen Koalition mit lind-olivgrün oszillierendem Anstrich, egal, ob unter Führung der SPD oder der Union.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.