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Rasanter Aufstieg eines Provokateurs mit rechtsextremen Ansichten

Publizist Eric Zemmour bringt Bewegung in Frankreichs Präsidentschaftswahlkampf

  • Ulrike Koltermann
  • Lesedauer: 3 Min.

Paris. Er ist kein Präsidentschaftskandidat, er vertritt keine Partei, er will ausländische Vornamen in Frankreich verbieten - und er kommt in Umfragen auf 15 Prozent: Der Publizist Eric Zemmour ist die Überraschung im französischen Vorwahlkampf für die Präsidentschaftswahl im April 2022.

Manche halten ihn für ein Medienphänomen, das bis zur Wahl wieder abflauen wird. Doch eines hat Zemmour schon geschafft, noch bevor er sich zum Kandidaten erklärt hat: Die rechtspopulistische Politikerin Marine Le Pen, die sich ihres Platzes in der Stichwahl gegen Präsident Emmanuel Macron so gut wie sicher war, bekommt allmählich Panik.

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Dass der 63-Jährige Provokateur so weit gekommen ist, hat viel mit der »Entteufelungsstrategie« zu tun, die Le Pen seit Jahren verfolgt. Je stärker sie versucht, die von ihrem Vater Jean-Marie Le Pen geerbte Partei gesellschaftsfähig zu machen, desto mehr enttäuscht sie die Wähler, die zum Extremismus neigen.

Zemmour füllt diese Lücke rechtsaußen mit Bravour, wenn er verbal auf Migranten und Muslime eindrischt. Kopftuch und Dschellaba seien »Uniformen einer Besatzungsarmee«, hatte er etwa erklärt. Er vertritt den in rechtsextremen Kreisen beliebten Mythos des »großen Austausches«, nach dem die europäische Bevölkerung angeblich durch muslimische Migranten und deren Nachfahren ersetzt wird.

Dabei stammt Zemmour selbst aus einer jüdischen algerischen Familie, die während des Algerienkriegs nach Frankreich ausgewandert ist. Aufgewachsen ist er in Pariser Vororten und in einem Einwandererviertel der Hauptstadt. Zwei Mal hat er vergeblich versucht, auf die Elite-Verwaltungshochschule ENA zu kommen, dann wurde er Journalist.

Je frecher und radikaler er auftrat, desto mehr Erfolg hatte er. Zuletzt konnte er seine streitbaren Ansichten täglich bei einer einstündigen Debattensendung in dem stark konservativen Sender CNews, dem französischen Pendant zu Fox News, verbreiten. Dies hatte ein Ende, als die Medienaufsicht ihn als potenziellen Präsidentschaftskandidaten behandelte, dessen Redezeit im Rundfunk fortan gemessen werden musste.

CNews warf ihn aus der Sendung und bot ihm damit eine willkommene Gelegenheit, sich auf diversen anderen Sendern als Opfer einer staatlichen Zensur zu inszenieren. Auch das Klatschblatt »Paris Match« tat ihm vermutlich einen Gefallen, als es ein Foto von Zemmour und seiner jungen Beraterin beim Bad im Mittelmeer auf den Titel hob. Nach einem Bericht der Zeitung »Libération« war die angebliche Paparazzi-Aktion eine reine PR-Nummer gewesen.

Prominente Unterstützung bekommt Zemmour inzwischen auch von Jean-Marie Le Pen, der vom milderen Kurs seiner Tochter enttäuscht ist, und von Marion Maréchal, der verfeindeten Nichte der Präsidentschaftskandidatin. Dass er für seine markigen Sprüche bereits zwei Mal verurteilt wurde, gilt in entsprechenden Kreisen eher noch als Auszeichnung.

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Für Präsident Emmanuel Macron ist der rasante Aufstieg des »Polemikers«, wie französische Medien ihn nennen, auf den ersten Blick eine gute Nachricht. Seine mutmaßliche Hauptgegnerin hat in den vergangenen Wochen viele Unterstützer an Zemmour verloren und kommt nur noch auf etwa 16 Prozent, gerade mal einen Punkt mehr als der nicht erklärte Kandidat.

Andererseits ändert sich damit der Inhalt der politischen Debatte. »Unsere Identität basiert nicht auf einer Verengung und auch nicht auf Vornamen oder andere Verirrungen«, bemerkte Macron kürzlich in Anspielung auf die von Zemmour angefachte Debatte über »nicht-französische« Vornamen.

Unterdessen heizt Zemmour die Spannung in seiner Anhängerschaft an: »Ich bin nicht weit davon entfernt, meine Entscheidung zu treffen«, verkündete er am Montag. AFP/nd

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