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In hohem Maße gläubig
Studie der Hans-Böckler-Stiftung attestiert fast einem Fünftel der Erwerbstätigen Verschwörungsglauben
Wie viel Zuspruch finden in der breiten Bevölkerung Verschwörungsmythen im Zusammenhang mit der Coronakrise? Unter anderem dieser Frage geht die Hans-Böckler-Stiftung seit längerem nach und hat dazu mittlerweile in fünf Erhebungswellen jeweils rund 5000 Erwerbstätige in Deutschland befragt. Die aktuelle Befragungsrunde fand zwischen dem 29. Juni und dem 13. Juli dieses Jahres statt. Dabei habe man »den Befragten zahlreiche Aussagen zur Pandemie zur Beantwortung vorgelegt« und wie in den vorangegangenen Befragungen seien auch diesmal Feststellungen darunter gewesen, »die Zweifel, Skepsis und Zustimmung zu Verschwörungsmythen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie erfassen«, heißt es in der Studie.
Dazu zählten demnach Aussagen zu Bedrohungsängsten, »dass die derzeitigen Einschränkungen der Freiheitsrechte nicht wieder vollständig zurückgenommen werden und eine Bedrohung der Demokratie darstellen«, und zu »Skepsis und Zweifel bezüglich der Gefährlichkeit des Coronavirus und der Korrektheit der offiziellen Corona-Zahlen«. Auch »zwei Aussagen, die aufgrund ihrer eindeutig konspirativen Stoßrichtung und dem Freund-Feind-Schema als Verschwörungsmythen charakterisiert werden können«, waren von den Befragten zu bewerten: »Der Glaube, dass hinter der Pandemie eine Elite steht, die eine neue Weltordnung schaffen will, sowie, dass die Pandemie von Eliten benutzt wird, um die Interessen von Reichen und Mächtigen durchzusetzen.«
In der Analyse habe sich gezeigt, »dass Befragte, die den einen Aussagen zustimmen, auch mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit den anderen Aussagen zustimmen«. Eine »Abstufung zwischen weniger drastischen und sehr drastischen Aussagen« werde von »erstaunlich wenigen Befragten vorgenommen«. Trotz dieser festgestellten Tendenz gebe es aber durchaus Unterschiede in den Zustimmungswerten – die höchsten wiesen dabei die Aussagen zu den Bedrohungsängsten durch die Grundrechtseinschränkungen auf.
Demnach teilten 43 Prozent die Sorge, dass die Einschränkungen nicht vollständig zurückgenommen werden und für 36 Prozent stellten sie eine Bedrohung der Demokratie dar. Ebenfalls 43 Prozent der Befragten teilten die Skepsis an den Corona-Zahlen und 27 Prozent glaubten nicht, »dass das Coronavirus so gefährlich ist, wie es häufig behauptet wird«. 32 Prozent schließlich stimmten der Behauptung zu, dass die Pandemie von Eliten benutzt wird, um die Interessen von Reichen und Mächtigen durchzusetzen, während sich noch 20 Prozent vorstellen können, dass hinter der Pandemie eine Elite steht, die eine neue Weltordnung schaffen will.
In einem weiteren Schritt konnten die Befragten ihre Zustimmung oder Ablehnung der sechs Aussagen anhand einer vierstufigen Skala angeben – von »stimme überhaupt nicht zu« über »stimme eher nicht zu« und »stimme eher zu« bis zu »stimme voll und ganz zu«. In der Folge wurden die Befragten je nach ihren durchschnittlichen Antworten in drei Gruppen eingeteilt: geringes, mittleres oder hohes Ausmaß an Zustimmung. Im Ergebnis zeigt sich hier laut Studie, dass »57 Prozent der Erwerbspersonen ein geringes, 24 Prozent ein mittleres und 18 Prozent ein hohes Ausmaß an Zweifeln und Verschwörungsmythen« teilen. Im Schnitt lehnt also mehr als die Hälfte der Befragten die Aussagen ab. Knapp jede fünfte befragte Person stimmt den Aussagen zu. Weitere 24 Prozent zeigen »hier ambivalente Einstellungen zwischen Zustimmung und Ablehnung«.
Überdurchschnittlich verbreitet ist eine starke Zustimmung zu Corona-Zweifeln und Verschwörungsmythen den Angaben der Studienmacher zufolge dabei »unter Befragten mit niedrigem Einkommen oder niedrigem Schulabschluss, bei jüngeren Befragten und solchen, die bislang keine Corona-Infektionen in ihrem näheren Umfeld hatten, in Ostdeutschland, sowie bei Menschen, die unter der Coronakrise finanziell gelitten haben«. Diese Ergebnisse deuteten darauf hin, »dass sowohl Gefühle von ›Ohnmacht und Kontrollverlust‹ eine Hinwendung zu Corona-Zweifeln und Verschwörungsmythen begünstigen können als auch der Eindruck, persönlich nicht oder weniger stark vom Virus bedroht zu sein«, so Studienautor Andreas Hövermann. Ein weiterer Faktor sei das »deutlich höhere politische Institutionenmisstrauen« in Ostdeutschland.
In der Folge empfiehlt der Böckler-Experte für Sozialforschung zum einen, den beobachteten Zusammenhang zwischen coronabedingter wirtschaftlicher Prekarität und Zustimmung zu Verschwörungsmythen ernst zu nehmen. Demnach könne eine bessere »finanzielle Abfederung der durch die Krise entstandenen finanziellen Folgen und damit der Kontrollverluste das äußerst wichtige Vertrauen vermittelnde Gefühl zurückbringen, politisch mit seinen finanziellen Nöten und Sorgen gesehen und vertreten zu werden«. Zum anderen müsste es »weiterhin Ziel staatlicher und wissenschaftlicher Institutionen sein, Desinformation über eine vermeintlich geringe Gefährlichkeit des Virus oder eine vermeintliche Gefahr durch eine Impfung abzuschwächen und zu widerlegen.«
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