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Jubelnd nach Katar
Die Freude der Teilnahme und eine neue Fifa-Idee wirken gegen die Kritik an der WM
Am größten war der Jubel am Dienstagabend in Fußballeuropa wohl in Kopenhagen. Nachdem Joakim Mähle in der 53. Minute die Führung für Dänemark erzielt hatte, kochte die Stimmung im ausverkauften Parken Stadion erstmals über. Als später der Abpfiff des slowakischen Schiedsrichters Ivan Kruzliak ertönte, gab es für 35 000 Zuschauer und die dänische Fußballdelegation kein Halten mehr - mit dem 1:0-Erfolg über Österreich war die Qualifikation für die WM 2022 geschafft. Und das in beeindruckender Manier: Nach acht Siegen in acht Spielen und einem Torverhältnis von 27:0 stehen die Dänen als Sieger der Gruppe F bereits fest.
Noch zwei Spieltage sind in der europäischen Qualifikation zu absolvieren. Und die dänische Mannschaft ist nach der DFB-Elf erst die zweite überhaupt, die sich die Endrundenteilnahme sichern konnte. Das wichtigste Thema beim Weltverband war am Mittwoch aber die Weltmeisterschaft 2030. »Wir müssen groß denken«, sagte Fifa-Präsident Gianni Infantino - und brachte Israel sowie einige arabische Nachbarstaaten als gemeinsame Ausrichter des Turniers ins Spiel.
Groß hat der Weltverband schon immer gedacht. Weil er es dabei aber oft nicht für nötig hielt, Grundlegendes zu beachten, ermittelten immer wieder Ethikkommissionen und Staatsanwaltschaften gegen den offiziell gemeinnützigen Verein Fifa und deren Verantwortungsträger. Da geht es dem jetzigen Präsidenten nicht anders als seinem berüchtigten Vorgänger Joseph Blatter. Auch deshalb war Infantinos erste Reise nach Israel zum jetzigen Zeitpunkt wohl nicht zufällig. Seine Worte waren es mit Sicherheit nicht. Infantino mimt in bester Blatter’scher Manier den friedensstiftenden Weltpolitiker, weil sein Weltverband vermehrt positive Nachrichten braucht. Denn die kommende Weltmeisterschaft rückt immer näher - und sie wird bekanntlich in Katar ausgespielt.
Der Korruptionsverdacht bei der Vergabe der WM an das reiche Wüstenemirat im Dezember 2010 steht noch immer im Raum. Erst zehn Jahre danach wurde ein Mindestlohn für die vielen ausländischen Arbeitsmigranten beschlossen. Deren Rechte stuft Amnesty International immer noch als prekär ein. Lisa Salza, eine Sprecherin der Menschenrechtsorganisation, beklagte Mitte September, »dass ausbeuterische Arbeitgeber von der Regierung nicht sanktioniert werden«. Und im vergangenen Februar berichtete der britische »Guardian« von mehr als 6500 toten Gastarbeitern in Katar seit der WM-Vergabe. Noch beunruhigender ist die Tatsache, dass es laut Salza Bestrebungen gebe, die wenigen Reformen wieder rückgängig zu machen. Natürlich nach dem Turnier.
Deshalb ist die Organisation gegen einen Boykott der WM. »Die internationale Aufmerksamkeit muss genutzt werden, damit es langfristig zu Verbesserungen kommt«, begründete Salza. Amnestys Ansatz wirkt welt(verbands)fremd: »Wir wirken immer wieder auf die Fifa ein, damit sie ihren Einfluss nutzt und die Reformen Bestand haben.« Diese Ansicht, quasi von menschenrechtlicher Hoheit abgesegnet, haben Fußballfunktionäre liebend gern und schnell übernommen. So auch Peter Peters. »Ein Boykott wird das Land und seine Menschen nicht voranbringen«, sagte der Interimspräsident des Deutschen Fußball-Bundes. »Katar ist ein Land mitten im Wandel. Gleichzeitig gibt es noch viel zu tun. Wir wollen gemeinsam mit der gesamten Fußballfamilie vor Ort dazu beitragen, diese Entwicklung zu stärken und weitere Erfolge zu erreichen.« Man kann sich bildlich vorstellen, wie Gianni Infantino solche Worte freudestrahlend beklatscht.
Dass der Milliarden Menschen fesselnde Sport die Kritiker ins Abseits spielt, darauf kann sich der Fifa-Präsident ebenso verlassen. Das gilt für Fans und Protagonisten gleichermaßen. Im Sommer traten die dänischen Fußballer und ihr Trainer öffentlich als große Kritiker des Turniers in Katar auf. Jetzt meint Kasper Hjulmand: »Für ein so kleines Land ist es sehr schwer, zu einer WM zu kommen. Das ist ein tolles Geschenk für den Verband.«
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