• Berlin
  • Berliner Wirtschaft nimmt Fahrt auf

Unternehmen erholen sich von der Coronakrise

Berliner Industrie- und Handelskammer sowie Handwerkskammer stellen Konjunkturaufschwung fest

  • Martin Kröger
  • Lesedauer: 3 Min.

Das Schlimmste ist überstanden. »Wir haben das Tal des Todes verlassen«, sagt Jan Eder, Hauptgeschäftsführer der Berliner Industrie- und Handelskammer (IHK). Man sei sogar bereits »über den Pass drüber«. Soll heißen: Nach der Coronakrise mit den Lockdowns entwickelt sich die Wirtschaft in Berlin in diesem Jahr wieder stetig bergauf. Bereits zum dritten Mal in Folge spiegelt sich diese Einschätzung auch in dem sogenannten Geschäftsklimaindex wieder – dieser Wert berechnet sich aus den Angaben zur aktuellen geschäftlichen Lage der befragten Unternehmen. Außerdem fließt in den Wert auch die Erwartungshaltung der Unternehmen ein. Mit aktuell 125 Punkten liegt der Geschäftsklimaindex zwar nicht ganz auf dem Niveau von vor der Krise, aber doch deutlich über dem Wert von Herbst 2020, wo er 106 Punkte auswies.

Die positiven wirtschaftlichen Entwicklungen können aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es in den verschiedenen Branchen sehr unterschiedlich aussieht. Besonders schwierig ist es in jenen ökonomischen Bereichen, wo das Geschäft auf vielen Kontakten mit den Kundinnen und Kunden beruht. Im Gastgewerbe und der Gastronomie beispielsweise. Und auch wenn am Dienstag an touristischen Hotspots wie dem Pariser Platz am Brandenburger Tor Hunderte Touristinnen und Touristen flanieren, hat die Branche an sich schwer gelitten. »Es gab 6,4 Millionen Gäste weniger«, erklärt Eder. Der Rückgang bei den Übernachtungen hängt neben den Einschränkungen durch den Lockdown unter anderem auch mit dem fehlenden Messegeschäft zusammen, das ebenfalls noch nicht wieder richtig angelaufen ist.

Für die besonders arg gebeutelten Branchen, aber auch die boomenden kommt ein gemeinsames Problem dazu: Es fehlt allerorten an Fachkräften. Dieses Problem ist zum Teil selbst verschuldet – viele Unternehmen haben über Jahre die Ausbildung vernachlässigt. Wie massiv das Fachkräfteproblem ist, zeigt sich im Handwerk. »52 Prozent der befragten Unternehmen sagen, dass der Fachkräftemangel das größte Problem ist«, sagt Jürgen Wittke, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer. Ein Drittel der Unternehmen in Berlin wolle zwar mehr Beschäftigte einstellen, aber die überwiegende Anzahl der Firmen erwartet auch auf lange Sicht nicht, dass sich geeignete Bewerberinnen und Bewerber für die vakanten Stellen finden.

Zwar ist die grundsätzliche Stimmung im Handwerk eher positiv, es gibt aber ein weiteres Problem: Die Handwerksbetriebe und die Bauindustrie in der Region müssen mehr Geld für Rohstoffe und Baumaterialien ausgeben. Auch die hohen Energiekosten schlagen inzwischen voll auf die Baukosten durch. Wie unter diesen Bedingungen, die die bereits vorher nicht ausreichenden Baukapazitäten in Berlin stark einschränken, die großartigen Neubaupläne des Senats für jährlich 20 000 Wohnungen erfüllt werden sollen, wird sich zeigen müssen. Wittke setzt auf schnellere Baugenehmigungen und eine schnellere Ausweisung von potenziellen Bauflächen. »Es wird darauf ankommen, wie man mit der Wohnungswirtschaft umgeht«, betont der Handwerkskammer-Hauptgeschäftsführer, der das Wort »Handwerk« im Sondierungspapier von SPD, Grünen und Linke schmerzlich vermisst hat.

Ob die Bauproblematik, die ja auch unter Spekulation mit den Grundstücken leidet, damit nicht zu unterkomplex dargestellt wird, sei dahingestellt. Fest steht: Die Wirtschaft insgesamt scheint sich besser zu erholen als gedacht. Das dürfte sich bald auch auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar machen, wo wieder neue Jobs angeboten werden.

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