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Ausschluss im Klassenzimmer
Der Förderschulbesuch hat langfristig negative Folgen
Theoretisch sollen Kinder an Förderschulen individuell besser unterstützt werden, als dies für sie im Unterricht an anderen Schulen möglich wäre. Das Versprechen ist eine erfolgreichere Entwicklung, weniger Stress und letztlich bessere Chancen auf einen Schulabschluss sowie größtmögliche Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Doch dieses Ziel wird häufig verfehlt. Stattdessen scheint ein an einer Sonderschule erworbener Schulabschluss hinderlich für das spätere Leben zu sein. Jugendliche von Förderschulen finden nur schwer einen Ausbildungsplatz – selbst wenn sie einen vergleichbaren Schulabschluss haben wie Jugendliche von Regelschulen. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Dienstag veröffentlichte Studie des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).
Zudem erhöht sich der Studie zufolge bis zum 20. Lebensjahr der Anteil Jugendlicher aus Förderschulen, die weder erwerbstätig noch in Ausbildung sind oder eine Schule besuchen, auf fast ein Drittel. Im Vergleich dazu ist dieser Anteil unter den Abgängerinnen und Abgängern von Regelschulen, die maximal einen Hauptschulabschluss erlangt haben, nur halb so groß. Allgemein gelinge die Integration bei Jugendlichen, die eine Förderschule mit dem Schwerpunkt »Lernen« mit einem Hauptschulabschluss verlassen, schlechter als bei jenen, die den Hauptschulabschluss an einer Regelschule erlangt haben. Sie sind kürzer in einer betrieblichen Ausbildung und sind weniger Zeit sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Darüber hinaus sind sie laut IAB-Studie »deutlich häufiger und länger auf berufsvorbereitende Maßnahmen angewiesen«.
Förderschulen stehen schon seit Jahren wegen der sozialen Isolation und Ausgrenzung in der Kritik. Die Integration von Kindern mit (Lern-)Behinderungen in Regelschulen war auch eines der Ziele der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) aus dem Jahr 2006. Zahlreiche Studien haben seitdem gezeigt, dass für Kinder mit »besonderem Förderbedarf« ein inklusiver Unterricht an einer Regelschule mehr bringt als der an einer Förderschule.
Auch die sozioökonomische Herkunft spielt eine wichtige Rolle dabei, ob Kinder auf einer Förderschulen landen oder nicht. So kam eine bereits ältere Untersuchung zu dem Ergebnis, dass 80 bis 90 Prozent der Schülerinnen und Schüler an Förderschulen mit dem Schwerpunkt »Lernen« (es gibt etwa auch den Schwerpunkt »Hören« oder »Sehen«) aus Familien mit geringem Einkommen stammen.
Trotzdem besuchen laut der IAB-Studie immer noch über die Hälfte der Kinder und Jugendlichen mit diagnostiziertem sonderpädagogischen Förderbedarf eine separate Förderschule: Im Jahr 2010 wurden 77,7 Prozent von ihnen an Förderschulen unterrichtet, 2018 waren es noch 57,7 Prozent, also 320 922 Schülerinnen und Schüler. Auch im internationalen Vergleich werden Betroffene in Deutschland häufiger an gesonderten Schulen unterrichtet. Obwohl auch Deutschland die UN-BRK unterzeichnet hat, reduzierte sich zwischen 2010 und 2018 der Gesamtanteil der Kinder an Förderschulen bezogen auf alle Schülerinnen und Schüler eines Geburtsjahrgangs nur von 4,8 auf 4,2 Prozent.
Grund für die schlechteren beruflichen Chancen von Jugendlichen, die eine Förderschule besucht haben, ist laut IAB-Studie unter anderem eine »mögliche Stigmatisierung«. Die Studienautorinnen und -autoren betonen jedoch, dass der Förderschulbesuch nicht grundsätzlich für das schlechtere Abschneiden verantwortlich gemacht werden könne, da nicht ermittelbar ist, wie diese Jugendlichen an einer Regelschule abgeschnitten hätten.
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