Nach uns die Sintflut

Die Rückkehr zur Verbeamtung der Lehrkräfte in Berlin dürfte vor allem neue Probleme schaffen

  • Rainer Rutz
  • Lesedauer: 2 Min.

Das rot-grün-rote Sondierungspapier für die am Freitag beginnenden Koalitionsgespräche in Berlin hat in Sachen Bildungspolitik viel Wolkiges zu bieten. Die Investitionen im Bildungsbereich will man »weiter vorantreiben«, die »Qualität in der Bildung weiter erhöhen«, die Schulbauoffensive fortsetzen. Und so weiter und so fort. Konkret - und wenn man so will: innovativ - wird das Papier im Schulbereich nur an einigen, wenigen Stellen. So wollen SPD, Grüne und Linke die Schulreinigung »schrittweise rekommunalisieren«. Dazu bekennen sie sich freilich schon länger, ohne dass dem irgendein praktischer Schritt gefolgt wäre. Den Bremserqualitäten der SPD-geführten Senatsverwaltungen für Finanzen und Bildung sei Dank. Hier dürften in Zukunft ebenso Kontroversen vorprogrammiert sein wie beim zweiten konkreten Punkt der vorgelegten Schul-Leitlinie: der Wiedereinführung der Verbeamtung der Lehrkräfte.

Da Lehrkräfte händeringend gesucht werden und Berlin mittlerweile das einzige Bundesland ist, das Lehrerinnen und Lehrer nicht mehr verbeamtet, gelte es, den Wettbewerbsnachteil durch ein Zurück-in-die-Vergangenheit wettzumachen. Statistiken, warum genau pädagogische Fachkräfte Berlin verlassen, gibt es zwar nicht. Aber wen interessieren schon Statistiken? Monatelang war vor allem SPD-Spitzenkandidatin Franziska Giffey mit der simplen Verbeamtungsidee im Wahlkampf hausieren gegangen, später schloss sich etwas weniger krawallig auch Grünen-Frontfrau Bettina Jarasch an. Es zeugt dabei von berlintypischem Größenwahn, zu glauben, Lehrkräfte würden alsbald in Scharen in die Hauptstadt strömen beziehungsweise diese Insel der Glückseligen niemals mehr verlassen, nur weil hier verbeamtet wird.

Nun ist es unwahrscheinlich, dass der einmal in Fahrt gekommene Zug noch gestoppt wird. Dass Berlin somit nicht nur neue Ungerechtigkeiten in den Kollegien schaffen könnte, sondern dafür eines Tages eine saftige Rechnung in Form der Ruhegehaltskosten bekommt - egal. Wenigstens ein Teil der Wahlkampfversprechen der SPD muss sich schließlich im Koalitionsvertrag wiederfinden. Nach uns die Sintflut!

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