- Politik
- Verbindung zum Fall Epstein
Weich gefallen
Jes Staley muss das Feld als Chef der Großbank Barclays räumen
Es ist eine unangenehme Sache: Die britische Finanzaufsichtsbehörde hat bei ihren Ermittlungen neue Erkenntnisse über Verbindungen des Chefs der internationalen Großbank Barclays, Jes Staley, zu Jeffrey Epstein gewonnen. Am Freitag ließ sie Barclays davon wissen. Der im Zentrum eines Missbrauchsskandals reicher und mächtiger Säcke stehende US-Investmentbanker Epstein hatte sich 2019 in der Haft vor einem Urteil das Leben genommen. Nichts Genaues weiß die Öffentlichkeit über die Feststellungen der Londoner Finanzaufseher, doch sind sie heikel genug, dass Staley nun juristisch dagegen vorgehen will.
Noch schlimmer: Die Auseinandersetzung ist schlecht fürs Geschäft. Die Bank betont, dass Staley eine blütenweiße Weste habe und mit Epsteins mutmaßlichen Verbrechen nichts zu schaffen. Doch seinen Job als Chef der Gruppe und Direktor von Barclays muss er an den Nagel hängen, die Aktie der Bank guckte traurig.
Für den 64-Jährigen ist der »freiwillige« Rücktritt ein Schlag ins Kontor. Dass sein doch auskömmliches Jahresgehalt von 2,4 Millionen Pfund noch bis Oktober 2022 weiter fließt - plus einiger Extras -, ist da ein schwacher Trost. 1956 war er in Boston als Sohn des Chefs eines Chemieunternehmens bereits auf goldenen Kissen geboren worden. Nach Abschluss des Studiums der Wirtschaftswissenschaften mit Bravour am kleinen feinen Bowdoin College im US-Bundesstaat Maine stieg Staley 1979 beim Bankimperium JP Morgan ein. In der Lateinamerika-Abteilung begleitete er im folgenden Jahrzehnt Brasilien auf dem Weg in die Demokratie. 2001 rückte der Star bei JP Morgan an die Spitze des Bereichs Vermögensverwaltung.
In diese Zeit sollen auch die Geschäfte mit Epstein fallen. Seit 2009 wurde Staley Direktor der Investmentbank. 2013 orientierte er sich neu und landete Dezember 2015 als Chef bei Barclays, nachdem er dort für 6,4 Millionen Pfund Aktien gezeichnet hatte.
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