- Politik
- Ralph Weber
Ex-AfD-Politiker kehrt an die Uni zurück
Proteste gegen Jura-Professor an der Hochschule Greifswald
Es ist eine auf den ersten Blick absurde Szene, die sich am Dienstagmittag in Greifswald abspielt. Mehrere hundert Antifaschist*innen stehen vor dem alten Audimax der Universität und skandieren »Nazis raus«. Der Adressat dieser Forderung steht währenddessen an einem Fenster im zweiten Stock der Hochschule und sieht sich die Protestaktion unten auf der Straße betont gelassen an. Er trägt Anzug und Krawatte. Es handelt sich um einen Dozenten der Hochschule: Ralph Weber, Jura-Professor und bis vor wenigen Tagen AfD-Abgeordneter im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern.
Weil der 61-Jährige bei der Wahl am 26. September nicht wieder antrat, Weber hatte sich zuvor erfolglos um einen Platz auf der AfD-Landesliste als auch um die Nominierung als Direktkandidat beworben, stand seine Rückkehr an die Universität bereits länger fest. Als Beamter stehe ihm dies nach Ausübung eines politischen Amtes zu, betont die Hochschule Greifswald in einer Stellungnahme.
Das Studierendenparlament sieht die Personalie deutlich kritischer: Das Gremium erklärte in einer einstimmig gefassten Stellungnahme zur Causa Weber, dieser vertrete rechtsextremes Gedankengut. Es sei zu befürchten, dass Studierende mit einem anderen Weltbild Nachteile erfahren könnten, wenn sie Veranstaltungen des Jura-Professors besuchen müssten. Deshalb schlagen die studentischen Vertreter*innen vor, die Hochschulleitung solle das Lehrangebot so ausrichten, dass niemand gezwungen sei, einen Kurs bei Weber zu besuchen. »Wir fordern von der Universität, dass sie ein Studium ohne Rechtsextremisten ermöglicht«, so Hennis Herbst, Vorsitzender des Allgemeinen Studierendenausschusses.
Tatsächlich ist die Personalie Ralph Weber um einiges heikler als allein die Tatsache, dass der Jura-Professor fünf Jahre für die AfD im Schweriner Schloss saß. Bereits vor seinem Ausflug in die Politik fiel Weber durch sein Auftreten und Äußerungen auf. Bereits 2010 erließ die Universität Greifswald eine Kleiderordnung, wonach das Tragen der bei Neonazis beliebten Marke Thor Steinar auf dem Campus unerwünscht ist. Der Auslöser: Weber hatte sich in besagter Kleidung blicken lassen. Im gleichen Jahr wurde bekannt, dass der Jurist sich mit den beiden damaligen Vorsitzenden der rechtsextremen Parteien NPD und DVU getroffen hatte, um die Gründung einer Partei rechts der CDU zu erörtern. 2014 wurde Weber Doktorvater von Maik B., dem früheren Sänger einer Rechtsrockband, die sich in ihren Texten unter anderem positiv auf Adolf Hitler bezieht.
2016 errang Weber schließlich für die AfD ein Direktmandat und wechselte von der Universität in den Landtag von Mecklenburg-Vorpommern ein. Innerhalb der Partei stand Weber den völkischen Kräften rund um den Faschisten Björn Höcke nahe. »Stand« deshalb, weil der Jurist am Montagabend nach eigener Aussage in einer E-Mail an die Bundesgeschäftsstelle seinen AfD-Austritt erklärte.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.