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Jetzt übernimmt die linke Überfliegerin
Die progressive Demokratin Michelle Wu ist Bostons neue Bürgermeisterin
199 Jahre lang haben weiße Männer die Geschicke der Stadt Boston gelenkt, nun übernimmt eine asiatisch-amerikanische Frau das Ruder. Am Dienstag haben die Wahlberechtigten in der US-Stadt, die zwar jahrzehntelang fest in Demokraten-Hand, aber auch durch ethnische Segregation geprägt sowie durch Italo-Amerikaner und irischstämmige Politiker dominiert war, Michelle Wu zu ihrer neuen Bürgermeisterin gewählt.
Auch ihre moderate Konkurrentin, die Demokratin und arabisch-polnischstämmige Anissa Essaibi George, repräsentiert eine ethnisch zunehmend vielfältigere Stadt, in der Weiße nicht mehr die Bevölkerungsmehrheit stellen. Doch die Wähler wollten auch politischen Wandel. Wu warb mit einem lokalen Green New Deal zur beschäftigtenfreundlichen Anpassung an die Klimakrise, kostenlosem öffentlichen Nahverkehr, einer Mietenbegrenzung und Polizeireform.
Die 36-Jährige Wu ist Tochter von Immigranten aus Taiwan, stammt aus der armen South Side von Chicago. Die Musterschülerin begann ihr politisches Engagement aus Frustration über die schlechte Behandlung ihrer Eltern durch die US-Behörden. Nach ihrem Abschluss arbeitete sie für kurze Zeit für eine Beratergesellschaft, zog dann nach Chicago zurück, um ein Teehaus zu eröffnen, um so ihre kranken Eltern zu unterstützen.
2012 schloss Wu ihr Jurastudium an der Eliteuniversität Harvard ab. Dort engagierte sie sich zunächst für Massachusetts progressive Demokraten-Senatorin Elizabeth Warren. 2014 wurde Wu zur Stadtverordneten in Boston und seitdem dreimal wiedergewählt, brachte ihre zwei Kinder zu Stadtratssitzungen mit und wird von Kollegen als fleißige Politikerin beschrieben, die in der Detailarbeit glänzt. Boston sei immer eine Stadt gewesen, die neue politische Projekte ausprobiere, die eine Geschichte des Aktivismus habe und nun eine Green-New-Deal-Stadt für alle werde, erklärte Wu in der Wahlnacht.
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