Enger Wohnraum ist Strapaze

Lisa Ecke zur großen Anzahl überbelegter Wohnungen

Zu beengter Wohnraum kann nicht nur drastische Auswirkungen auf das Wohlbefinden, sondern sogar auf die körperliche Unversehrtheit haben. Vor allem für die über zehn Prozent der Menschen in Deutschland, die während des Corona-Jahres 2020 in zu kleinen Wohnungen leben mussten, bedeutete dies eine noch stärkere Belastung neben dem ohnehin stressigeren Alltag zwischen Homeoffice und Kinderbetreuung. Oder zwischen mehr Geldsorgen als vor der Pandemie, Zukunftsängsten und viel mehr Aufeinanderhocken mit dem Partner. Gibt es dann nicht genügend Platz zum Ausweichen, ist mehr Stress meist unvermeidbar.

Aber nicht nur das. Die Polizei verzeichnete 2020 mehr Betroffene »häuslicher«, partnerschaftlicher Gewalt als im Vorjahr. Ein Anstieg von fast sieben Prozent, und das nur von der zur Anzeige gebrachten Gewalt. Zwei Drittel der Opfer sind Frauen. Die bundesweiten Hilfetelefon meldeten einen Anfragenzuwachs von 15 Prozent im Vergleich zu 2019. Natürlich ist nicht ein Mangel an Wohnraum dafür verantwortlich. Dass beengte Wohnverhältnisse partnerschaftliche Gewalt aber verstärken, ist unbestritten. Eine zu kleine Wohnung trifft auch Kinder und Jugendliche sowie Alleinerziehende besonders hart. Sie sind am häufigsten von zu wenigen Zimmern betroffen. Das verwundert nicht, schließlich leben Minderjährige in Deutschland besonders häufig in Armut, ebenso wie Alleinerziehende.

Die Coronamaßnahmen waren für sie also gleich doppelt einschneidend. Aber auch ohne Coronakrise zermürbt beengter Wohnraum. Ein Grund mehr, endlich wirksame Maßnahmen gegen steigende Mieten zu realisieren. Darüber hinaus müssen auch mehr große Wohnungen, grade in Städten, geschaffen werden. Da sich kleine Wohnungen für Investoren mehr lohnen, werden immer weniger große gebaut.

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