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Italien setzt auf Drittimpfung für Ältere
In der vierten Welle der Corona-Pandemie sollen Hygienemaßnahmen streng überwacht werden
Bei den Covid-Erkrankungen droht die Lage in Italien wieder kritisch zu werden. Zwar hielt sich die Zahl der Neuinfektionen am Samstag mit 3 392 in Grenzen, doch haben die Inzidenzzahlen in 13 der 20 italienischen Regionen die kritische Marke von 50 überschritten. Noch wollen die zuständigen Behörden - Zivilschutz und Gesundheitsministerium - den Status »Zona Bianca« (weiße Zone) für das ganze Land aufrecht erhalten.
Die Kriterien für einen Wechsel zur nächst höheren Gefährdungsstufe sind klar definiert: Zu einer Sieben-Tage-Inzidenz von über 50 Fällen je 100 000 Einwohner muss eine Krankenhausbettenbelegung von 15 Prozent an Coronafällen sowie eine Intensivbettenbelegung von über 10 Prozent an Coronafällen überstiegen werden. Gegenwärtig stehen vier Regionen und Provinzen kurz davor, zur gelben Zone und damit zu einem Gebiet mit wieder deutlichen Einschränkungen erklärt zu werden. Hierbei handelt es sich um Friaul-Julisch Venetien, um die autonome Provinz Bozen sowie um die Regionen Kalabrien und Latium. Am kritischsten stellt sich die Lage im Friaul-Julisch Venetien dar, hier liegt die Belegung bei den Intensivbetten bereits bei 9,7 Prozent. Bei einem weiteren Anstieg müssen erkrankte Patienten in andere Regionen verlegt werden.
Teller und Rand ist der neue ndPodcast zu internationaler Politik. Andreas Krämer und Rob Wessel servieren jeden Monat aktuelle politische Ereignisse aus der ganzen Welt und tischen dabei auf, was sich abseits der medialen Aufmerksamkeit abspielt. Links, kritisch, antikolonialistisch.
Um die Zahl der Neuinfektionen deutlich zu senken, hatte sich die Regierung von Mario Draghi bereits Ende September zu drastischen Maßnahmen entschlossen. Per Dekret ordnete die Administration an, dass ab 15. Oktober kein Italiener ohne das Impfzertifikat »Green Pass« seinen Arbeitsplatz oder öffentliche Einrichtungen betreten darf. Impfgegner, vor allem von der extremen Rechten befeuert, hatten gegen diese Maßnahmen einige heftige Proteste initiiert, doch im Großen und Ganzen hat das Gesetz gegriffen. Die Zahl der Neuinfektionen konnte bislang in Grenzen gehalten und die Bereitwilligkeit, sich impfen zu lassen, gesteigert werden.
Unter der Regie des von Draghi ernannten »Covid-Sonderkommissars«, General Francesco Paolo Figliuolo, konnte Italien beachtliche Erfolge bei der Impfkampagne erzielen: 73 Prozent der impffähigen Bevölkerung sind bereits vollständig geimpft, 78,5 Prozent haben wenigstens schon die erste Dosis eines Corona-Impfstoffs erhalten
Jetzt setzt die Regierung darauf, den Immunschutz gegen Covid für die über 50-Jährigen noch einmal zu verbessern. Andrea Costa, Staatssekretär im Gesundheitsministerium, erklärte, dass vor allem die mit den Vakzinen von AstraZeneca und Johnson&Johnson Geimpften mit dieser sogenannten »Booster-Impfung« einen besseren Schutz vor einer Corona-Infektion erhalten sollen. Die Nationale Pharmazieagentur AIFA hatte bislang nur eine Drittimpfung für die über 60-Jährigen empfohlen. Sowohl Gesundheitsministerium als auch die AIFA empfehlen eine Auffrischungsimpfung mit einem mRNA-Impfstoff, wie sie von Biontech/Pfizer und Moderna angeboten werden. Mit diesen Vakzinen sollen auch alle ausländischen Beschäftigten geimpft werden, die bereits eine Immunisierung mit Sputnik oder Sinovac erhalten hatten. Sowohl der russische als auch der chinesische Impfstoff werden derzeit nicht anerkannt, um einen »Green Pass« zu erhalten.
Bislang hat die Draghi-Regierung noch keine allgemeine Impfpflicht erlassen, doch verlautbart aus Kreisen, die der Administration nahe stehen, dass auch solch eine obligatorische Regelung nicht ausgeschlossen wird, sollte sich die vierte Infektionswelle stark erhöhen. Das gegenwärtig zirkulierende Virus sei sechsmal infektiöser als die Ursprungsvariante, nur durch eine »Herdenimmunisierung« - die bei einer etwa neunzigprozentigen Durchimpfung der Bevölkerung erreicht würde - könne eine dramatische Entwicklung, wie sie in Italien zu Beginn der Pandemie beobachtet wurde, abgewendet werden.
Schon jetzt gilt eine Impfpflicht für Beschäftigte im Gesundheits- und im Bildungswesen. Lediglich Personen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht geimpft werden können, sind davon ausgenommen. Impfverweigerer müssen damit rechnen, eine alternative Arbeit zugewiesen zu bekommen oder sogar - falls dies nicht möglich ist - unbezahlt so lange von der Arbeit freigestellt zu werden, bis ein entsprechender nationaler Impfpegel erreicht wurde.
Ziel der gegenwärtig von der Regierung erlassenen Maßnahmen ist es, sowohl einen weiteren Lockdown mit verheerenden Folgen für die italienische Wirtschaft, als auch neuerliche gesellschaftliche Einschränkungen zu vermeiden. Damit die Familienfeste zum bevorstehenden Weihnachten nicht ausfallen müssen, heißt es.
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