Lauter Schrei

Erneut Proteste in Polen gegen die restriktiven Abtreibungsgesetze

  • Lesedauer: 2 Min.

Warschau. Zehntausende Menschen haben am Sonnabend in Warschau und mehreren anderen polnischen Städten erneut gegen die restriktiven Abtreibungsgesetze des Landes demonstriert. Das berichtete der Nachrichtensender TVN24. Mit einer »Minute des Schreiens« (statt Schweigeminute) als Höhepunkt der Warschauer Kundgebung erinnerten die Protestierenden an den Tod einer schwangeren Frau im Oktober im Krankenhaus der südpolnischen Stadt Pszczyna. Viele hielten Fotos der Frau in die Höhe. Unter den Demonstrierenden in Warschau war der frühere EU-Ratspräsident und jetzige polnische Oppositionsführer Donald Tusk.

Der Tod der 30-Jährigen wird von der Staatsanwaltschaft untersucht. Nach Angaben von Frauenrechtsgruppen ist die gestorbene junge Frau das erste Opfer des totalen Abtreibungsverbotes. Die Anwältin Jolanta Budzowska hatte vergangene Woche in digitalen Medien über den Fall informiert und das strenge Abtreibungsverbot Polens für den Tod der jungen Frau verantwortlich gemacht. Nach Angaben der Juristin hatten die Krankenhausärzte nicht gewagt, das Leben der Frau durch einen Schwangerschaftsabbruch zu retten. Die Frau war an einem septischen Schock gestorben. In den vergangenen Tagen wurde daher immer wieder gegen die Abtreibungsgesetze protestiert.

Das polnische Verfassungsgericht hatte vor einem Jahr fast alle Ausnahmeregeln des strengen Abtreibungsgesetzes aufgehoben. Seither ist ein Schwangerschaftsabbruch in Polen auch dann verboten, wenn der Fötus schwer geschädigt ist.

Bereits am vergangenen Montag hatten sich Hunderte Menschen vor dem Verfassungsgericht in der polnischen Hauptstadt im Gedenken an die verstorbene Frau versammelt. Auch in anderen polnischen Städten gingen Menschen auf die Straße, um gegen die rigiden Abtreibungsgesetze zu protestieren. Polnische Frauenrechtsorganisationen hatten landesweit unter der Parole »Nicht auch nur ein mehr« zu Protestkundgebungen aufgerufen.

Der polnische Gesundheitsminister Adam Niedzielski hatte angekündigt, der Fall sei schwierig und müsse genau analysiert werden. Agenturen/nd

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