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Stadtgrün statt Versiegelung
Der neue Senat muss sich besser um Berlins Parks und Klimaschutz kümmern, fordert ein Bündnis
Berlins Grünflächen leiden unter mangelnder Pflege, schwindender Artenvielfalt und stetiger Übernutzung. Es gebe zu wenige wohnungsnahe Grünanlagen für alle Berliner*innen und zu wenige Schutzgebiete, heißt es in einem offenen Brief, mit dem sich ein Bündnis von neun Berliner Verbänden aus Naturschutz, Landschaftsarchitektur und Landschaftsbau am Montag an die Fraktionsvorsitzenden von SPD, Grünen und Linke gewandt haben. Sie fordern von der zukünftigen Regierung eine zügige Umsetzung der Charta für das Berliner Stadtgrün und eine Reform der Landesbauordnung.
Nachdem die Charta in einem zweijährigen Beteiligungsprozess mit Verbänden und Zivilgesellschaft formuliert und im Senat sowie im Rat der Bürgermeister bereits 2020 beschlossen wurde, »waren wir sehr enttäuscht, dass das Abgeordnetenhaus die Charta vor den Wahlen nicht verabschiedet hat«, sagt Eike Richter, Landesvorsitzender des Bundes Deutscher Landschaftsarchitekten von Berlin-Brandenburg.
Eine wachsende Stadt müsse sich »ökologisch weiterentwickeln«, fordert Tilmann Heuser, Landesgeschäftsführer des Berliner Bunds für Umwelt und Naturschutz (BUND). »Die aufziehende Klimakrise wird es nicht leichter machen, jede Verzögerung wird Berlin mit noch mehr Problemstellungen bezahlen müssen«, so Heuser.
Schon jetzt verliere Berlin jährlich mehr als 1000 Straßenbäume aufgrund von Hitze, Trockenheit oder Nitrat-Belastung. »Wir brauchen im Berliner Haushalt zweckgebundene und auskömmliche Mittel für Instandhaltung und Pflege«, fordert die Präsidentin der Berliner Architektenkammer, Theresa Keilhacker. Die Charta enthalte unter anderem die Verpflichtung jedes Bauantrags zu Freiflächenplänen, und dementsprechend solle auch die Landesbauordnung reformiert werden. Denn »eine zunehmende Verdichtung ohne ausreichend Grünversorgung wird nur noch mehr Probleme bereiten«, heißt es in dem offenen Brief, der »nd« vorliegt. Demnach sei es eine der Errungenschaften einer sozialen Stadt, dass die bauliche Entwicklung Hand in Hand mit Freiflächen geplant werde, auch um Wetterextreme wie Trockenheit und Starkregen auszugleichen – letztere würden die Feuerwehr bereits zunehmend an ihre Grenzen bringen.
Mit der Charta würde sich das Land Berlin außerdem dazu verpflichten, seine Grünflächen besser zu pflegen, damit sie auch bei Dürre und intensiver Nutzung in einem guten Zustand bleiben. »Nur so können sie ihre Wirkung für die Verbesserung des Stadtklimas und die Erholung im Freien entfalten«, betont Philipp Sattler, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur Berlin-Brandenburg. Gerade die Corona-Pandemie habe »deutlich gezeigt, wie wichtig Grünflächen für die physische und psychische Gesundheit sind«, schreiben die Bündnispartner*innen.
Zum Schutz der Freiflächen setzt sich die Architektenkammer außerdem dafür ein, bestehende Gebäude ressourcenschonend zu sanieren oder aufzustocken, bevor neue Bauflächen ausgewiesen werden. Dieselbe Forderung hat die Gruppe Architects for Future Berlin Anfang November ebenfalls in einem offenen Brief an die Koalitionsverhandelnden formuliert. »Der Nutzung von bestehenden Räumen muss Priorität vor Neubau haben, Leerstand verringert, Umnutzung kreativ ermöglicht werden«, so steht es in dem Papier. Demnach habe Berlin großes Potenzial für Nachverdichtung zum Beispiel durch Dachaufstockungen oder die Umnutzung von Gewerbeflächen. Außerdem fordern die Architects for Future, dass zukünftig keine funktionsfähigen Gebäude in der Hauptstadt mehr abgerissen, die Rate energetischer Sanierungen drastisch erhöht und mehr nachwachsende Baustoffe wie Holz verwendet werden.
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Das Bündnis zur Stadtgrün-Charta erwartet von den zukünftigen Regierungsparteien, »dass spätestens im nächsten Jahr ein Gesetzentwurf zur Sicherung des Berliner Stadtgrüns vorgelegt wird und Maßnahmen für eine konkrete Entsiegelungskampagne beschlossen werden«, erklärt Uwe Hiksch, stellvertretender Landesvorsitzender der Naturfreunde Berlin.
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